Soliparty für Schulprojekt mit Lucha Amada im Kult 41 am Fr. 18.06.2010
Sonntag, 30. Mai 2010
Schulen für Ashaninka und Machiguenga
In Zusammenarbeit mit der Organisation LAZ (Latein Amerika Zentrum) und der FAU Bonn
versucht die Organisation OARA zweisprachige Schulen in vier verschiedenen Gemeinden
der Ashaninka und Machiguenga im Tal des Flusses Apurimac aufzubauen. Die peruanische
Regierung tut sich schwer, Schulen zu bauen, und zu Lehrpersonal zu finanzieren. Die Gemeindenwurden dazu angehalten, eine Schule zu bauen, und Lehrpersonal für ein Jahr zu finanzieren.
Wenn nach diesem Jahr nachgewiesen werden kann, dass das Projekt erfolgreich war,
und auch weiterhin genügend Schüler diese Schulen besuchen können, erklärt sich die
Provinzverwaltung bereit, die Schulen weiterzuführen, und für die Finanzierung des Lehrpersonals
aufzukommen. Die Gemeinden, in denen die Schulen aufgebaut werden sollen sind
CASHIRUVINE, LIMATAMBO, OTARI und CHONTABAMBA. Lehrer sollen zweisprachige
Ashaninka und Machiguenga sein, die in der ARAWAK-Universität in Satipo eine
Ausbildung in Pädagogik abgeschlossen haben. So soll ein freies und unbeschwertes Lernen
ohne Sprachbarrieren garantiert werden.
Das Projekt soll mittels Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung realisiert werden, da die Kosten für den Schulbau und für das Lehrpersonal
zu hoch wären, um aus Spendengeldern zu finanzieren. Doch verlangt das BMZ von
den Hilfsempfängern eine Eigenbeteiligung von etwa 15%. Den Ashaninka und Machiguenga
ist es jedoch nicht möglich einen Teil der Finanzierung mitzutragen, da sie über keinerlei
Einkommen verfügen.
Deshalb versuchen wir, OARA und die FAU Bonn, durch Spenden diesen Teilbetrag zu
stemmen, um den Ashaninka und Machiguenga im VRAE bei ihrer selbstbestimmten
Entwicklung behilflich zu sein.
Spendenkonto:
Kontoinhaber: Martin Persch/ Schulprojekt OARA
Kontonummer: 1902803475
Bankleitzahl: 370 501 98
Kreditinstitut: Sparkasse Köln/Bonn
In Zusammenarbeit mit der Organisation LAZ (Latein Amerika Zentrum) und der FAU Bonn
versucht die Organisation OARA zweisprachige Schulen in vier verschiedenen Gemeinden
der Ashaninka und Machiguenga im Tal des Flusses Apurimac aufzubauen. Die peruanische
Regierung tut sich schwer, Schulen zu bauen, und zu Lehrpersonal zu finanzieren. Die Gemeindenwurden dazu angehalten, eine Schule zu bauen, und Lehrpersonal für ein Jahr zu finanzieren.
Wenn nach diesem Jahr nachgewiesen werden kann, dass das Projekt erfolgreich war,
und auch weiterhin genügend Schüler diese Schulen besuchen können, erklärt sich die
Provinzverwaltung bereit, die Schulen weiterzuführen, und für die Finanzierung des Lehrpersonals
aufzukommen. Die Gemeinden, in denen die Schulen aufgebaut werden sollen sind
CASHIRUVINE, LIMATAMBO, OTARI und CHONTABAMBA. Lehrer sollen zweisprachige
Ashaninka und Machiguenga sein, die in der ARAWAK-Universität in Satipo eine
Ausbildung in Pädagogik abgeschlossen haben. So soll ein freies und unbeschwertes Lernen
ohne Sprachbarrieren garantiert werden.
Das Projekt soll mittels Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung realisiert werden, da die Kosten für den Schulbau und für das Lehrpersonal
zu hoch wären, um aus Spendengeldern zu finanzieren. Doch verlangt das BMZ von
den Hilfsempfängern eine Eigenbeteiligung von etwa 15%. Den Ashaninka und Machiguenga
ist es jedoch nicht möglich einen Teil der Finanzierung mitzutragen, da sie über keinerlei
Einkommen verfügen.
Deshalb versuchen wir, OARA und die FAU Bonn, durch Spenden diesen Teilbetrag zu
stemmen, um den Ashaninka und Machiguenga im VRAE bei ihrer selbstbestimmten
Entwicklung behilflich zu sein.
Spendenkonto:
Kontoinhaber: Martin Persch/ Schulprojekt OARA
Kontonummer: 1902803475
Bankleitzahl: 370 501 98
Kreditinstitut: Sparkasse Köln/Bonn
Dienstag, 27. April 2010
Staudammprojekt am Pakitzapango
Am großen Fluss Ene wohnte früher der Pakitsa (Adler), der sich ausschließlich von Menschenfleisch ernährte. An den Ufern des Flusses baute er hohe Steinwände, damit er die Menschen besser erspähen konnte, und auf den Hügeln, baute er sein Panko, sein Heim. Seitdem trägt diese Schlucht am Fluss Ene den Namen Pakitzapango, das Heim des Adlers. Als die Ashaninka, die Bewohner des Tals des Flusses Ene, den Überfällen des Adlers überdrüssig waren, bauten sie einen Menschen aus Ton, zogen ihm Kleider an, schickten ihn auf einem Floß den Fluss hinunter, und legten sich auf die Lauer. Als der Adler angriff, sprangen die Ashaninka aus ihren Verstecken und attackierten den Adler mit Pfeil und Bogen, Steinen und Lanzen. Der Adler wurde von den Ashaninka besiegt, und als er tot ins Wasser fiel, trieben seine großen Federn flussabwärts, aus denen dann alle anderen Völker am Amazonas entstanden. So weit die Schöpfungsgeschichte der Indigenen aus Sicht des Ashaninkavolkes.
Die Ashaninka sind die größte der insgesamt 65 indigenen Volksgruppen des peruanischen Regenwaldes. Aufgrund ihrer territorialen Nähe zur Hochebene der Anden pflegten sie sogar schon Kontakt und Tauschhandel mit den Inkas. Doch mindestens seit Fitzgeraldo, der Pionier der Kautschuk-Ära, die Ashaninka und die ihnen verwandten Völker der Machiguenga und Nomatsiguenga versklavte, will ihre Leidensgeschichte kein Ende nehmen. Zunächst förderte die Zentralregierung in Lima in den 60er Jahren die Emigration tausender Bewohner der unfruchtbaren Hochebene in die Regenwaldgebiete. Dadurch wurden die Ashaninka nicht nur aus ihren Territorien verdrängt. Auch der Drogenhandel etablierte sich als Haupteinnahmequelle in der Region. Die Bauern, die so genannten Colonos , verursachen so zusätzlich enorme Umweltschäden in den verbleibenden Territorien der Indigenen. Vor allem die Flüsse sind durch Chemikalien, die für die Produktion von Kokainpaste benötigt werden, stark verschmutzt. So kommt es zwischen den Ashaninka und den Colonos zu heftigen Auseinandersetzungen, die nicht selten tödlich enden.
Nun will sich die Regierung von Alan Garcia, dem Präsidenten Perus, dem großen Fluss Ene annehmen. Von einem dringen nötigen Umweltschutzprogramm für die empfindlichen Ökosysteme des Flussnetzes jedoch weit gefehlt. In Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Präsidenten Ignacio “Lula”, sollen insgesamt sechs Mega-Staudammprojekte im peruanischen Amazonasgebiet verwirklicht werden. Mit einer Leistung von 1379 MW wäre der Staudamm bei Pakitzapango der Zweitgrößte Perus.
Ausgearbeitet wurde das Projekt zunächst in den 80er Jahren, doch aufgrund des bewaffneten Konflikts mit der maoistischen Guerillaorganisation Sendero Luminoso wurde es zunächst auf Eis gelegt. Jahrelang hatte der Staat keinen Zugang in die Region, die von der Guerilla kontrolliert wurde. Während dieses Konflikts, der sich weit über zwanzig Jahre zog, verloren auch 6000 Ashaninka ihr Leben.
Die Situation ist im Gegensatz zu den 90er Jahren wieder etwas entspannter, und 2006, auf dem letzten Gipfel der APEC (Asia Pacific Economic Cooperation), stellte Alan Garcia das Staudammprojekt am Fluss Ene vor. Nun sollte alles ganz schnell gehen. Die Regionalregierung Junins, dem Departement in dem sich der Fluss Ene befindet, betraute eine Firma mit dem Namen “Pakitsapango Energia S.A.” am 3. Dezember 2008 damit, in einer 20 monatigen Studie die Durchführbarkeit des Projekts abzuschätzen.
In der Hauptstadt der Provinz Satipo, durch dessen Mitte sich der Fluss Ene schlängelt, wurden bald die Gerüchte laut, dass die Regierung das alte Staudammprojekt am Pakitzapango wieder in Angriff nehmen will. In den Büros der regionalen Organisation der Indigenen des zentralen Dschungels Perus, ARPI, reagierte man zunächst ungläubig, dann verärgert. Laut der ILO-Konvention über Rechte indigener Völker (169, Artikel 6, Abschnitt 1a) müssen Regierungen, wann immer administrative oder gesetzgeberische Maßnahmen indigene Völker berühren können, die betreffenden Völker oder deren repräsentativen Einrichtungen konsultieren. Die Regierung hatte zu keinem Zeitpunkt mit einer der Organisationen der Ashaninka am Fluss Ene wie CARE, FARE oder ARPI Kontakt aufgenommen, und somit gegen internationales Recht verstoßen.
Pakitzapango ist für die Ashaninka das Fundament ihrer Kosmovision. Doch die Kritik der indigenen Organisationen geht weit über den spirituellen Aspekt hinaus. Das durch den 165m hohen Damm aufgestaute Wasser würde 73.000 Ha Regenwaldes unter sich begraben. Das würde das Ende für ein einzigartiges Ökosystem unserer Erde bedeuten. Ganz in der Nähe befinden sich das Naturreservat Otisha und der Nationalpark Manú, welcher von der UNESCO 1987 zum Weltnaturerbe ernannt wurde. Viele vom Aussterben bedrohte Tiere sind hier heimisch, von den von der Wissenschaft noch nicht entdeckten Arten ganz zu schweigen. Ein akutes Problem ist das Unterbrechen des Reproduktionszyklus vieler Fischarten. Der Fischbestand des etwas kleineren Flusses Apurimac speist sich fast ausschließlich aus flussaufwärts schwimmenden Fischen aus dem Ene. Deshalb regt sich auch hier bereits Widerstand. Die Organisation OARA der Ashaninka und Machiguenga des Flusses Apurimac wies darauf hin, dass ihnen somit ein wichtiger Bestanteil ihrer tägliche Ernährung verloren ginge , auf den die Indigenen dringend angewiesen sind. Doch auch die zugezogenen Colonos in der Stadt, von denen viele ihr Geld mit dem Fischfang verdienen, sind aufgebracht. Das Leben vieler indigener und Mestizenfamilien hängt von diesen Fischen ab.
Flussabwärts hätten die Leute mit dem Austrocknen ihrer Böden zu rechnen, wodurch auch die gesamte landwirtschaftliche Produktion umgestellt werden müsste. Auch die Tier- und Pflanzenwelt innerhalb und in unmittelbarer Umgebung des Flusslaufes könnte gefährdet sein. Der Fluss Ene speist sich hauptsächlich aus Wasser des Flusses Apurimac, der von den schneebedeckten Hochebenen der Anden ins tropische Tal donnert, und auf dieser Reise Unmengen an mineralischen und organischen Schwebstoffen mit sich führt, die nun am Damm zurückgehalten würden. Die konkreten Folgen für Flora und Fauna sind kaum abzuschätzen.
Doch das größte Problem für die Ashaninka am Fluss Ene ist der Verlust von 73.000 Ha ihres Territorium. Von den Überschwemmungen betroffen wären 10 indigene Gemeinden, in denen die Ashaninka mit unzähligen Dörfern vertreten sind. Man schätzt die Zahl der Indigenen, die zwecks Staudammbaus zwangsumgesiedelt werden müssten auf 10.000, wobei viele Dörfer, die keinen Kontakt zur Außenwelt haben noch nicht eingerechnet sind.
CARE, ARPI, OARA und FARE machten mobil und informierten die indigene Bevölkerung am Ene, was am Pakitzapango geplant ist, und welche Folgen das für sie hätte. Zunächst wurden einige Briefe an die Zentralregierung geschickt, in denen man im Namen der Ashaninka des Ene seinen entschiedenen Widerstand gegen die Verwirklichung des Staudammprojekts bekannt gab. Das Übergehen der betroffenen Indigenen im Entscheidungsprozess sei nicht nur gesetzeswidrig, sonder auch eine Beleidigung für die Ashaninka.
Der Widerstand der Organisationen der Indigenen und Bauern war für die Regierung abzusehen, uns so erarbeitete die Kongressabgeordnete Nidia Vilchez ein Gesetz, welches die Zwangsumsiedlung von Benachteiligten von Großprojekten legitimiert, wenn das Projekt dem Fortschritt des Landes diene und von nationalem Interesse sei.
So müssen die mit der Ausführung betrauten Unternehmen Petrobras und Paquizapango Energia nur noch darauf warten, dass das Projekt vom peruanischen Kongress zum nationalen Interesse auserkoren wird. Doch in wieweit das Projekt tatsächlich nationale Interessen befriedigt ist fragwürdig. Lula möchte, dass Peru die Energie zu 100% nach Brasilien exportiert, wobei Garcia eine Staffelung von 80%, 60% auf letztlich 40% in den nächsten zehn Jahren vorschlägt. Auf eigenem Territorium möchte Brasilien die Projekte nicht verwirklichen. Bolivien, dem Lula ähnliche Projekte vorschlug, lehnte auch ab. Zu groß seien die Negativeffekte für Natur und Bevölkerung der betroffenen Gebiete.
Das Gesetz zur Zwangsumsiedlung ist jedoch zunächst einmal so nicht auf die Ashaninka anzuwenden, da sie laut der ILO-Konvention unter besonderem Schutz internationalem Rechts stehen. Es zeigen sich jedoch Tendenzen in Regierungskreisen, das Projekt gegen jeden Widerstand durchzuboxen. Die Organisationen CARE, FARE, OARA und ARPI haben bereits bekannt gegeben, dass sie die Zwangsumsiedlung nicht akzeptieren, und ihre Territorien verteidigen werden. Das erinnert stark an das knapp 10 Monate zurückliegende “Baguazo”, wie es im Volksmund genannt wird. Die Regierung Alan Garcias verabschiedete damals umstrittene Dekrete im Kongress , welche internationalen Firmen den Zugang zu Bodenschätzen in von indigenen bewohnte Territorien vereinfacht hätten. Auch dies geschah, ohne die Indigenen oder deren Organisationen in Verhandlungen mit einzubeziehen. Die Indigenen blockierten aus Protest die Hauptstraße in der Provinz Bagua. Beim Versuch der Regierung, die Straßensperre gewaltsam zu beenden kamen etwa 40 Menschen ums Leben.
Am großen Fluss Ene wohnte früher der Pakitsa (Adler), der sich ausschließlich von Menschenfleisch ernährte. An den Ufern des Flusses baute er hohe Steinwände, damit er die Menschen besser erspähen konnte, und auf den Hügeln, baute er sein Panko, sein Heim. Seitdem trägt diese Schlucht am Fluss Ene den Namen Pakitzapango, das Heim des Adlers. Als die Ashaninka, die Bewohner des Tals des Flusses Ene, den Überfällen des Adlers überdrüssig waren, bauten sie einen Menschen aus Ton, zogen ihm Kleider an, schickten ihn auf einem Floß den Fluss hinunter, und legten sich auf die Lauer. Als der Adler angriff, sprangen die Ashaninka aus ihren Verstecken und attackierten den Adler mit Pfeil und Bogen, Steinen und Lanzen. Der Adler wurde von den Ashaninka besiegt, und als er tot ins Wasser fiel, trieben seine großen Federn flussabwärts, aus denen dann alle anderen Völker am Amazonas entstanden. So weit die Schöpfungsgeschichte der Indigenen aus Sicht des Ashaninkavolkes.
Die Ashaninka sind die größte der insgesamt 65 indigenen Volksgruppen des peruanischen Regenwaldes. Aufgrund ihrer territorialen Nähe zur Hochebene der Anden pflegten sie sogar schon Kontakt und Tauschhandel mit den Inkas. Doch mindestens seit Fitzgeraldo, der Pionier der Kautschuk-Ära, die Ashaninka und die ihnen verwandten Völker der Machiguenga und Nomatsiguenga versklavte, will ihre Leidensgeschichte kein Ende nehmen. Zunächst förderte die Zentralregierung in Lima in den 60er Jahren die Emigration tausender Bewohner der unfruchtbaren Hochebene in die Regenwaldgebiete. Dadurch wurden die Ashaninka nicht nur aus ihren Territorien verdrängt. Auch der Drogenhandel etablierte sich als Haupteinnahmequelle in der Region. Die Bauern, die so genannten Colonos , verursachen so zusätzlich enorme Umweltschäden in den verbleibenden Territorien der Indigenen. Vor allem die Flüsse sind durch Chemikalien, die für die Produktion von Kokainpaste benötigt werden, stark verschmutzt. So kommt es zwischen den Ashaninka und den Colonos zu heftigen Auseinandersetzungen, die nicht selten tödlich enden.
Nun will sich die Regierung von Alan Garcia, dem Präsidenten Perus, dem großen Fluss Ene annehmen. Von einem dringen nötigen Umweltschutzprogramm für die empfindlichen Ökosysteme des Flussnetzes jedoch weit gefehlt. In Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Präsidenten Ignacio “Lula”, sollen insgesamt sechs Mega-Staudammprojekte im peruanischen Amazonasgebiet verwirklicht werden. Mit einer Leistung von 1379 MW wäre der Staudamm bei Pakitzapango der Zweitgrößte Perus.
Ausgearbeitet wurde das Projekt zunächst in den 80er Jahren, doch aufgrund des bewaffneten Konflikts mit der maoistischen Guerillaorganisation Sendero Luminoso wurde es zunächst auf Eis gelegt. Jahrelang hatte der Staat keinen Zugang in die Region, die von der Guerilla kontrolliert wurde. Während dieses Konflikts, der sich weit über zwanzig Jahre zog, verloren auch 6000 Ashaninka ihr Leben.
Die Situation ist im Gegensatz zu den 90er Jahren wieder etwas entspannter, und 2006, auf dem letzten Gipfel der APEC (Asia Pacific Economic Cooperation), stellte Alan Garcia das Staudammprojekt am Fluss Ene vor. Nun sollte alles ganz schnell gehen. Die Regionalregierung Junins, dem Departement in dem sich der Fluss Ene befindet, betraute eine Firma mit dem Namen “Pakitsapango Energia S.A.” am 3. Dezember 2008 damit, in einer 20 monatigen Studie die Durchführbarkeit des Projekts abzuschätzen.
In der Hauptstadt der Provinz Satipo, durch dessen Mitte sich der Fluss Ene schlängelt, wurden bald die Gerüchte laut, dass die Regierung das alte Staudammprojekt am Pakitzapango wieder in Angriff nehmen will. In den Büros der regionalen Organisation der Indigenen des zentralen Dschungels Perus, ARPI, reagierte man zunächst ungläubig, dann verärgert. Laut der ILO-Konvention über Rechte indigener Völker (169, Artikel 6, Abschnitt 1a) müssen Regierungen, wann immer administrative oder gesetzgeberische Maßnahmen indigene Völker berühren können, die betreffenden Völker oder deren repräsentativen Einrichtungen konsultieren. Die Regierung hatte zu keinem Zeitpunkt mit einer der Organisationen der Ashaninka am Fluss Ene wie CARE, FARE oder ARPI Kontakt aufgenommen, und somit gegen internationales Recht verstoßen.
Pakitzapango ist für die Ashaninka das Fundament ihrer Kosmovision. Doch die Kritik der indigenen Organisationen geht weit über den spirituellen Aspekt hinaus. Das durch den 165m hohen Damm aufgestaute Wasser würde 73.000 Ha Regenwaldes unter sich begraben. Das würde das Ende für ein einzigartiges Ökosystem unserer Erde bedeuten. Ganz in der Nähe befinden sich das Naturreservat Otisha und der Nationalpark Manú, welcher von der UNESCO 1987 zum Weltnaturerbe ernannt wurde. Viele vom Aussterben bedrohte Tiere sind hier heimisch, von den von der Wissenschaft noch nicht entdeckten Arten ganz zu schweigen. Ein akutes Problem ist das Unterbrechen des Reproduktionszyklus vieler Fischarten. Der Fischbestand des etwas kleineren Flusses Apurimac speist sich fast ausschließlich aus flussaufwärts schwimmenden Fischen aus dem Ene. Deshalb regt sich auch hier bereits Widerstand. Die Organisation OARA der Ashaninka und Machiguenga des Flusses Apurimac wies darauf hin, dass ihnen somit ein wichtiger Bestanteil ihrer tägliche Ernährung verloren ginge , auf den die Indigenen dringend angewiesen sind. Doch auch die zugezogenen Colonos in der Stadt, von denen viele ihr Geld mit dem Fischfang verdienen, sind aufgebracht. Das Leben vieler indigener und Mestizenfamilien hängt von diesen Fischen ab.
Flussabwärts hätten die Leute mit dem Austrocknen ihrer Böden zu rechnen, wodurch auch die gesamte landwirtschaftliche Produktion umgestellt werden müsste. Auch die Tier- und Pflanzenwelt innerhalb und in unmittelbarer Umgebung des Flusslaufes könnte gefährdet sein. Der Fluss Ene speist sich hauptsächlich aus Wasser des Flusses Apurimac, der von den schneebedeckten Hochebenen der Anden ins tropische Tal donnert, und auf dieser Reise Unmengen an mineralischen und organischen Schwebstoffen mit sich führt, die nun am Damm zurückgehalten würden. Die konkreten Folgen für Flora und Fauna sind kaum abzuschätzen.
Doch das größte Problem für die Ashaninka am Fluss Ene ist der Verlust von 73.000 Ha ihres Territorium. Von den Überschwemmungen betroffen wären 10 indigene Gemeinden, in denen die Ashaninka mit unzähligen Dörfern vertreten sind. Man schätzt die Zahl der Indigenen, die zwecks Staudammbaus zwangsumgesiedelt werden müssten auf 10.000, wobei viele Dörfer, die keinen Kontakt zur Außenwelt haben noch nicht eingerechnet sind.
CARE, ARPI, OARA und FARE machten mobil und informierten die indigene Bevölkerung am Ene, was am Pakitzapango geplant ist, und welche Folgen das für sie hätte. Zunächst wurden einige Briefe an die Zentralregierung geschickt, in denen man im Namen der Ashaninka des Ene seinen entschiedenen Widerstand gegen die Verwirklichung des Staudammprojekts bekannt gab. Das Übergehen der betroffenen Indigenen im Entscheidungsprozess sei nicht nur gesetzeswidrig, sonder auch eine Beleidigung für die Ashaninka.
Der Widerstand der Organisationen der Indigenen und Bauern war für die Regierung abzusehen, uns so erarbeitete die Kongressabgeordnete Nidia Vilchez ein Gesetz, welches die Zwangsumsiedlung von Benachteiligten von Großprojekten legitimiert, wenn das Projekt dem Fortschritt des Landes diene und von nationalem Interesse sei.
So müssen die mit der Ausführung betrauten Unternehmen Petrobras und Paquizapango Energia nur noch darauf warten, dass das Projekt vom peruanischen Kongress zum nationalen Interesse auserkoren wird. Doch in wieweit das Projekt tatsächlich nationale Interessen befriedigt ist fragwürdig. Lula möchte, dass Peru die Energie zu 100% nach Brasilien exportiert, wobei Garcia eine Staffelung von 80%, 60% auf letztlich 40% in den nächsten zehn Jahren vorschlägt. Auf eigenem Territorium möchte Brasilien die Projekte nicht verwirklichen. Bolivien, dem Lula ähnliche Projekte vorschlug, lehnte auch ab. Zu groß seien die Negativeffekte für Natur und Bevölkerung der betroffenen Gebiete.
Das Gesetz zur Zwangsumsiedlung ist jedoch zunächst einmal so nicht auf die Ashaninka anzuwenden, da sie laut der ILO-Konvention unter besonderem Schutz internationalem Rechts stehen. Es zeigen sich jedoch Tendenzen in Regierungskreisen, das Projekt gegen jeden Widerstand durchzuboxen. Die Organisationen CARE, FARE, OARA und ARPI haben bereits bekannt gegeben, dass sie die Zwangsumsiedlung nicht akzeptieren, und ihre Territorien verteidigen werden. Das erinnert stark an das knapp 10 Monate zurückliegende “Baguazo”, wie es im Volksmund genannt wird. Die Regierung Alan Garcias verabschiedete damals umstrittene Dekrete im Kongress , welche internationalen Firmen den Zugang zu Bodenschätzen in von indigenen bewohnte Territorien vereinfacht hätten. Auch dies geschah, ohne die Indigenen oder deren Organisationen in Verhandlungen mit einzubeziehen. Die Indigenen blockierten aus Protest die Hauptstraße in der Provinz Bagua. Beim Versuch der Regierung, die Straßensperre gewaltsam zu beenden kamen etwa 40 Menschen ums Leben.
Mittwoch, 17. Februar 2010
Repression gegen Indigene in Peru - Bagua 2009
-Paro Indigena-
Im Juni 2009 kommt es in der berüchtigten “Curva del Diablo”, die Kurve des Teufels, ein Streckenabschnitt auf einer seit mehreren Wochen blockierten Landstrasse in Bagua, einem Distrikt im Departement Amazonas in Peru zu gewaltsamen Übergriffen seitens peruanischer Polizei und Militärkräften gegen die sich im Streik befindende indigene Bevölkerung. Laut Regierungsangaben kamen bei diesen Zusammenstößen 24 Polizisten und 7 Indigene ums Leben. Einheimische sprechen jedoch von mehr als 60 Toten auf Seiten der Demonstranten. Diese Zahlen sind unmöglich zu kontrollieren, da die Demonstranten zum einem großen Teil der Ethnie Awajun angehören, die weder Geburtsurkunden noch sonstigen offizielle Dokumente vorweisen könnten.
Vorgeschichte
Alles begann mit dem am 4. Dezember 2007 unterzeichneten Freihandelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Peru, dessen Präsident Alan Garcia bereits seine zweite Amtszeit als Staatsoberhaupt bestreitet. Seine erste Amtsperiode liegt jedoch schon etliche Jahre zurück, das war in den 80er Jahren. Korruptionsvorwürfe und eine Klage wegen Menschenrechtsverletzungen aufgrund eines Massakers in einer Strafvollzugsanstalt fegten ihn für einige Zeit von der politischen Bühne. 2006 dann seine Wiederwahl.
Seine Partei, die APRA(Accion Popular Revolucionaria Americana), deren Gründer Víctor Raúl Haya de la Torre noch den Kampf gegen das “Yankee-Imperium” als eines der Hauptziele seiner Partei in die Doktrin schreiben ließ, hat in den vergangenen zwei Dekaden eine 180°-Wende vollzogen. Heutzutage wissen die Vereinigten Staaten Peru als einen zuverlässigen Partner, egal ob es sich um den Kauf dutzender Militärhelikopter für den “Kampf gegen die Drogen” handelt, auch wenn das Beispiel Kolumbien eines besseren belehren sollte, oder es sich um ein Freihandelsabkommen handelt, welches es großen international agierenden Firmen erleichtern soll, die natürlichen Ressourcen des Amazonasregenwald auszubeuten. Seine vielbeschworene Modernisierungs- und Entwicklungspolitik basiert auf Schaffung optimaler Bedingungen für internationale Firmen, damit diese mit der Förderung von Erdöl und dem Export edler Tropenhölzer große Gewinne machen können. Denn so profitieren auch die Peruaner, denn sie können sich an den neu gewonnen und hoffentlich gut bezahlten Jobs erfreuen. Doch so leicht die Rechnung Alan Garcias auch zu sein scheint, so stößt er in der peruanischen Bevölkerung auf heftigen Widerstand.
Lage der indigenen Gemeinden
Vor allem die indigene Bevölkerung der betroffenen Gebiete kämpft nun schon seit dreißig Jahren gegen die Inanspruchnahme ihrer Territorien für marktorientierte Interessen. Seit jeher wird die besondere Beziehung der indigenen Völker am Amazonas zu ihrem Land nicht zur Kenntnis genommen. Für sie ist ihr Territorium Quelle des Lebens, und dem Wald wird eine große mystische Aura zugesprochen. Mann muss ihn mit Respekt behandeln. Seit jeher haben die indigenen Völker den Wald so erhalten wie wir ihn heute kennen. Nicht weil sie nicht in der Lage gewesen wären ihn zu zerstören, sondern weil es Teil ihrer Kosmovision ist, im Einklang mit dem Wald und den darin befindlichen Leben zu sein, da die übermäßige Inanspruchnahme der Natur das Gleichgewicht stören würde, und letzten Endes negative Folgen für das eigene Leben hätte. Schon 1980 gründete sich daher die basisdemokratisch organisierte Organisation AIDESEP( Associacion InterEthnica de Desarollo de la Selva Peruana), die sich die Verteidigung der indigene Territorien als eines ihrer Hauptziele gesetzt hat. Laut dem in Peru 1974 in Kraft getretene Gesetz über indigene Gemeinschaften steht jeder anerkannten indigenen Gemeinschaft ein von ihr beanspruchtes Territorium zu, welches sie sich mit Hilfe von Landtiteln bestätigen lassen kann. Doch zunächst ist die Anerkennung als indigene Gemeinschaft die erste Hürde, die es zu nehmen gilt, wie es die Lama-Kechuas in der Provinz Lamas in San Martin schon haben feststellen müssen. Viele der dortigen indigenen Gemeinden kämpfen seit Jahren dafür, vom peruanischen Staat als solche anerkannt zu werden. Doch besonders schwierig wird es in Gegenden, in denen große Erdölvorkommen vermutet werden. Dort verlaufen die bürokratischen Formalitäten oft so schleppend, dass nicht selten eine der großen Erdölförderfirmen den Gemeinden zuvorkommt, und das “ungenutzte” Land vor der Nase wegkauft. Ein Schelm wer hier was Böses denkt.
Ein weiterer Grund für die meist im Sand verlaufenden Prozesse ist, dass die Indigenen diese meist nicht durchschauen, und nur in den seltensten Fällen mit einem Anwalt oder Beistand mit tiefgehender Sachkenntnisse rechnen können.
Haltung Garcias zu indigenen Forderungen
Doch abgesehen von der kniffligen Rechtslage und deren noch kniffligere praktischen Umsetzung, wettert Alan Garcia mit ganz grundlegenden Argumenten gegen den Anspruch indigener Völker auf ihre Territorien. Denn wie könne es denn sein, dass so Wenige so viel Land für sich beanspruchen, und da scheut er auch den Vergleich von Indigenen mit Großgrundbesitzern nicht.
Zu großem Ruhm kamen auch schon seine Ausführungen über Juden und das Amazonasbecken, die sogar schon in einer peruanischen Filmproduktion verarbeitet wurden. Denn wenn den Juden, so erklärt Alan Garcia, der Amazonasregenwald gehören würde, die hätten schon längst alle Bäume gefällt, und dann wieder doppelt so viele gepflanzt, und wären schon längst die weltweit größten Holzexporteure. Die Peruaner quälen sich selbst hingegen mit so Lächerlichkeiten wie dem Schutz der Flora und Fauna, und stünden so der Modernisierung und Entwicklung des ganzen Landes im Weg.
Grund für Radikalisierung der Proteste
Anstoß der Proteste waren die Dekrete 1015 und 1073, die im peruanischen Parlament ohne jegliche Koordination mit den indigenen Gemeinden oder deren Repräsentanten im Schnellverfahren abgeändert wurden. Quintessenz dieser Dekrete war der erleichterte Zugang internationaler Firmen zu vermuteten Rohstoffen in den Amazonas und Andengebieten, indem die Prozenthürde für lokale und kommunale Abstimmungen über Großprojekte in betroffenen Gebieten von 60% auf 40% gesenkt wurde, inklusive vieler kleiner Zusatzartikel. Doch, wie lokale und regionale Repräsentanten der AIDESEP und anderer indigenen Organisationen angaben, ärgerte man sich am meisten über die schlichte Ignoranz seitens des Parlaments, die indigene Bevölkerung inklusive ihrer Interessenverbände in Sachfragen die ihr persönliches Leben und ihre Territorien betreffen, nicht in die Verhandlungen mit einbezogen zu haben.
In den folgenden Tagen wurde die Hauptverkehrsader in dem Departement Amazonas von den Indigenen blockiert. Forderung war, die auch in der nicht indigenen Bevölkerung höchst umstrittenen Dekrete auszusetzen. Die Blockade dauerte sechs Wochen, in denen die Regierung es nicht für nötig erachtete, auf die Bitten der Indigenen einzugehen. Man hoffte den Streit aussitzen zu können.
Gesetzeslage bezüglich Demonstrationen
Beteiligung an solchen Protesten wird in Peru kriminalisiert. Seit der Ära Fujimori, der während seiner Amtszeit kurzerhand die Verfassung aushebelte, ist die Gesetzeslage in Peru bezüglich Sozial- und Protestbewegungen äußerst hart. Soziale Bewegungen und Bündnisse, Nicht-Regierungs-Organisationen und Gewerkschaften stehen seither unter Generalverdacht terroristischen Aktivitäten nachzugehen. Die Gesetze, die Fujimori seiner Zeit zum Kampf gegen die maoistische Guerillabewegung auferlegte, werden heutzutage in Peru auf Demonstranten angewandt. Demonstrationsteilnehmer laufen Gefahr sich der Nötigung schuldig zu machen, was eine Gefängnisstrafe von 25 Jahren nach sich ziehen kann, während Polizisten ihre Waffen uneingeschränkt gegen die Demonstranten einsetzen dürfen, ohne im Nachhinein mit einer Strafverfolgung rechnen zu müssen. Auch können die Demonstranten ohne Haftbefehl 10 Tage festgenommen werden, ohne Kontakt zur Außenwelt, während die Polizei Ermittlungen anstellen kann, ohne Staatsanwälte zu darüber zu informieren.
Ablauf der Proteste
Nachdem sich an der Landstrasse nach sechs Wochen immer noch Nichts getan hatte, riefen die Vertreter der AIDESEP verschiedener Regionen und Gemeinden zum Dialog auf, und baten die Regierung sich mit ihnen an einen Runden Tisch zu setzen um gemeinsam zu einer Lösung zu kommen. Es sah also fast so aus, als hätten die Indigenen mit ihrem Protest ihren Forderungen den fehlenden Nachdruck verliehen, und als könnten sie die Sache nun friedlich zu ihren Gunsten entschieden. Die peruanische Regierung ihrerseits hatte kein Interesse daran vor der peruanischen Bevölkerung ihr Gesicht zu verlieren, indem sie die indigenen Forderungen als legitim einschätzen und ihnen Forderungen nachgeben würde. Außerdem wollte sie auch kein Signal an andere soziale Bewegungen geben, es den Demonstranten in Bagua gleich zu tun, in der Hoffnung ihre Ziele auf diese Weise zu erreichen zu können.
Am 5 Juni ging die Polizei dann mit Waffengewalt gegen die Demonstranten vor, um die Blockade der Landstrasse endgültig zu beenden. Laut Regierungsangaben griffen die Indigenen mit Lanzen, Pfeilen und Gewehren an, woraufhin sich die Polizisten natürlich zur Wehr setzen mussten.
Aufnahmen von Zivilisten mit Handys und Kameras erzählen jedoch etwas anderes.
Es kam zu einem Treffen zwischen einem Sprecher der demonstrierenden Indigenen und einem Vermittler der Polizei in der Curva del Diablo, die einem Kanal gleicht, und rechts und links von Anhöhen und Hügeln umgeben ist. Noch bevor der Vermittler der Polizei sich auf den Weg zu angekündigten Aussprache macht, zeigt eine Aufnahme, wie andere Polizeitruppen sich schon auf den Weg zu den Anhöhen rechts und links der Strasse machen. Nachdem bei dem Treffen auf offener Strasse die ersten Worte gewechselt sind, fliegen von den Hügel dir ersten Tränengasraketen. Sofort geht die Polizei in Kampfstellung und drängt die Indigenen mehrere Kilometer mit Tränengas und Gewehrsalben zurück. Von verschiedenen Seiten fliegen Helikopter zu Hilfe und schießen aus der Luft in die Menschenmenge.
Als die Indigenen weiter landeinwärts von den Zusammenstößen hören, machen sie sich auf den Weg zu einer Erdölförderanlage, nehmen Arbeiter und Wachpolizisten in Geiselhaft, fordern das Einstellen des Feuers gegen die Demonstranten, ansonsten trage die Regierung für den Tod dieser Polizisten die Verantwortung.
Indigene und Mestizen vereint
In der Stadt Bagua spielen sich indessen denkwürdige Szenen ab. Die Nachricht über das gewaltsame Vorgehen der Polizei löst eine Welle der Entrüstung aus. Die Einwohner der Stadt strömt auf die Strasse, und errichtet so eine zweite Verteidigungsfront in der Stadt. Das bemerkenswerte daran ist, dass der Großteil der Demonstranten hier keine Indigene sind, sondern Mestizen, die ihren “indigenen Brüder”, wie sie selbst sagen, zur Hilfe eilen. Riesige Straßensperren werden errichtet, und auf der Plaza de Armas, dem zentralen Platz der Stadt, wird ein spontanes Protestcamp eröffnet. Feuerstellen werden errichtet, und in großen Kochtöpfen kocht man Essen für die Demonstranten, welches die Marktfrauen beisteuerten. Hunderte Bewohner kommen aus ihren Häusern, mit Essen, Decken und Lanzen unter dem Arm. ,, Ich bin kein Indigener, das spielt auch keine Rolle. Doch mit dieser Regierung reicht es uns jetzt. Unsere Kinder werden blind, weil sie dreckiges Wasser trinken, und wenn wir uns beschweren, dann schießen sie uns zusammen. Doch heute werden wir, Indigene und Mestizen, ihnen zeigen, dass wir das so nicht mehr hinnehmen werden!” . Und auf den Strassen ist der Schlachtruf zu hören; ,, Nativos y Mestizos, unidos en la lucha -- Indigene und Mestize, im Kampf vereint”.
Landesweite Solidarität
Doch auch in anderen Gegenden Perus regt sich der Widerstand. In Satipo, im zentralen Dschungel Perus, etwa 2000 Km von den Geschehnissen entfernt, versammeln sich Ashaninka, Machiguenga und Nomachiguenga. Die Informationen über das gewaltsame vorgehen der Regierung gegen Mitstreiter ihrer Organisation AIDESEP erreichte sie über das Radio oder sie verständigten sich gegenseitig per Funkgerät. Zusammen ziehen sie durch die Strassen Satipos um gegen das Unrecht an ihren Brüdern im Geiste aufmerksam zu machen und ihren Frust und Kummer Kund zu tun. Auch hier schließen sich große Teile der nicht indigenen Stadtbevölkerung dem Demonstrationszug an.
Repressionen und Falschmeldungen
In Bagua ist mittlerweile die Landstrasse geräumt, und mehrere Indigene haben dabei ihr leben verloren. Die Polizei geht unterdessen gegen Demonstranten im Stadtinneren vor. Pressemeldungen überschlagen sich. So wird behauptet, dass die Demonstranten die Polizeiwache von Bagua eingenommen hätten. In einem späteren Interview dementiert der lokale Polizeichef diese Meldung. ,, Wir waren hier drei Mann, sie waren etwa 500 Mann. Wenn sie gewollt hätten, hätten sie die Polizeistation einnehmen können, doch sie sind einfach vorbeigelaufen.” Eine Falschmeldung, die es trotzdem noch eine Woche später in den SPIEGEL schafft, und auf die sich die Polizeikräfte außerhalb Baguas berufen, um den Druck auf die Indigenen nicht zu lockern.
Bei der versuchten Befreiungsaktion in der Ölförderanlage kommen derweil sechs Polizisten ums Leben. Wie viele Indigene indessen unter den Toten sind bleibt offen.
Reaktionen
Die Nachricht über die Gewalttaten der peruanischen Streitkräfte lösen schon bald große Empörung im ganzen Land aus. In jeder größeren Stadt Perus bilden die Menschen solidarisch Demonstrationszüge. Die Regierung muss nach dem wohl in diesem Maße nicht erwarteten Sturm der Entrüstung seitens großer Bevölkerungsschichten aller sozialer Klassen zurückrudern. Die Polizisten legen eine Feuerpause ein, jedoch wird der Ausnahmezustand und eine Ausgangssperre für mehrere Departements verhängt. Der Presse wird der Zugang zu den betroffenen Gebieten gänzlich verwährt. Zwei Tage später setzt das peruanische Parlament die strittigen Dekrete vorläufig außer Kraft. Man wolle sich neu beraten. Nicht nur von Seiten sozialer Bewegungen und Gewerkschaften hagelt es Kritik für Alan Garcia. Viele andere südamerikanischen Länder äußern lautstark ihr Unverständnis für derartiges Verhalten der Regierung des Andenstaates. Doch selbst nationale konservative Kräfte äußerten Zweifel an der rechtlichen Legitimität des schroffen Vorgehens der peruanischen Streitkräfte, angesichts der kümmerlichen Bewaffnung der Indigenen, die sich lediglich mit Lanzen, Stöcken und Steinen zur Wehr setzten.
Garcias Stellungsnahme
Alan Garcia tritt in diesen Tagen vor die Presse, um sein Handeln zu verteidigen und sich zu rechtfertigen. Ein für solche Situationen typischer Abwehrmechanismus, dessen sich auch Alan Garcia bedient ist der Versuch, die Oppositionsbewegung zu diskreditieren, in dem man sie beschuldigt, von im Ausland agierenden Kräften manipuliert und gesteuert worden zu sein. Er verweist auf einen internationalen indigenen Kongress, der einige Wochen zuvor im Süden Perus statt gefunden hatte, und bei dem auch Vertreter AIDESEPs und Evo Morales, der Präsident Bolivien zu gegen waren.
Er habe lediglich die Ordnung im Lande wieder hergestellt, die von in terroristischer Art und Weise agierenden Organisationen und Individuen gestört wurde.
Durch diesen Vergleich der Demonstration und Blockade der Indigenen mit dem bewaffneten Konflikt Perus mit dem Leuchtenden Pfads, bei dem während zwei Jahrzehnten 70000 Peruaner ihr Leben verloren haben, gießt Alan Garcia erneut Öl ins Feuer. Denn gerade die indigene Bevölkerung Perus hatte unter den maoistischen Guerilleros am meisten zu leiden, und verschiedene Ethnien sind bei diesen Konflikten fast um die Hälfte dezimiert worden.
Der Präsident der AIDESEP, Alberto Pizango, flieht währenddessen in die Botschaft Nicaraguas, wo politisches Asyl gewährt bekommt. Er der Rädelsführerschaft bezichtigt, und wegen Volksverhetzung und Verschwörung angeklagt.
Zahl der Getöteten bleibt unklar
Während sich dieser Tage in Lima etwa 20000 Menschen einem Solidaritätsmarsch quer durch die Stadt anschließen, ist in Bagua noch immer der Ausnahmezustand verhängt. Augenzeugen berichten der Presse, dass die Streitkräfte die Leichen der getöteten Indianer aufsammeln, sie in Plastiktüten packen, und sie dann aus den Helikoptern in den nahegelegenen Rio Maranon werfen. So soll wohl die genaue Zahl der getöteten Demonstranten vertuscht werden. Die Innenstadt Baguas wird noch immer von den Demonstranten besetzt gehalten.
Sieg der Demonstranten
Dann einige Tage später, nachdem der Verteidigungsminister auf Grund des immer größer werdenden nationalen wie auch internationalen Drucks zurücktreten musste, wird im peruanischen Parlament erneut über die umstrittenen Dekrete abgestimmt. In Bagua verfolgt die auf der Plaza de Armas versammelte Menge das Ereignis über die Lautsprecher.
Mit einer Mehrheit von 66 zu 29 Stimmen, einigt sich da peruanische Parlament darauf, die ergänzten Dekrete für nichtig zu erklären.
In dem Moment als das Ergebnis verkündet wird beginnt in Bagua nach minutenlangem Jubelgeschrei ein großes Fest. Die Menschen bilden Auto und Motorradkorsos, Leute stellen ihre Boxen auf den
Gehweg, in den Strassen wird bis zum nächsten Morgen getanzt und gefeiert.
Sieg der Indigenen
Die Indigenen des peruanischen Regewaldes wurden mehr als 500 Jahre marginalisiert, mit Almosen abgespeist und in Reservate verdrängt. Dieses Ereignis zeigt eindrucksvoll, dass die Völker Amazoniens ein politisches Bewusstsein ihrer eigenen Identität entwickelt haben, und sich nicht länger in einer passiven Opferrolle sehen wollen, sondern entschlossen sind, ihren politischen Forderungen selbst Ausdruck zu verleihen, was als große Errungenschaft ihrer autonom organisierten Organisationen zu sehen ist.
Ein fast ebenso großer Sieg für die Indigenen ist, dass sie in ihrem Kampf nicht einfach von ihrem Umfeld beobachtet wurden, sondern, dass auch die nicht indigene Bevölkerung Verständnis und Engagement für ihre Sache aufgebracht hat, was in Peru als ein historisches Ereignis gewertet werden kann. Das sind sich hoffentlich in naher Zukunft verstärkende Tendenzen zu einer solidarischeren Zivilgesellschaft außerhalb staatlicher Schranken.
-Paro Indigena-
Im Juni 2009 kommt es in der berüchtigten “Curva del Diablo”, die Kurve des Teufels, ein Streckenabschnitt auf einer seit mehreren Wochen blockierten Landstrasse in Bagua, einem Distrikt im Departement Amazonas in Peru zu gewaltsamen Übergriffen seitens peruanischer Polizei und Militärkräften gegen die sich im Streik befindende indigene Bevölkerung. Laut Regierungsangaben kamen bei diesen Zusammenstößen 24 Polizisten und 7 Indigene ums Leben. Einheimische sprechen jedoch von mehr als 60 Toten auf Seiten der Demonstranten. Diese Zahlen sind unmöglich zu kontrollieren, da die Demonstranten zum einem großen Teil der Ethnie Awajun angehören, die weder Geburtsurkunden noch sonstigen offizielle Dokumente vorweisen könnten.
Vorgeschichte
Alles begann mit dem am 4. Dezember 2007 unterzeichneten Freihandelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Peru, dessen Präsident Alan Garcia bereits seine zweite Amtszeit als Staatsoberhaupt bestreitet. Seine erste Amtsperiode liegt jedoch schon etliche Jahre zurück, das war in den 80er Jahren. Korruptionsvorwürfe und eine Klage wegen Menschenrechtsverletzungen aufgrund eines Massakers in einer Strafvollzugsanstalt fegten ihn für einige Zeit von der politischen Bühne. 2006 dann seine Wiederwahl.
Seine Partei, die APRA(Accion Popular Revolucionaria Americana), deren Gründer Víctor Raúl Haya de la Torre noch den Kampf gegen das “Yankee-Imperium” als eines der Hauptziele seiner Partei in die Doktrin schreiben ließ, hat in den vergangenen zwei Dekaden eine 180°-Wende vollzogen. Heutzutage wissen die Vereinigten Staaten Peru als einen zuverlässigen Partner, egal ob es sich um den Kauf dutzender Militärhelikopter für den “Kampf gegen die Drogen” handelt, auch wenn das Beispiel Kolumbien eines besseren belehren sollte, oder es sich um ein Freihandelsabkommen handelt, welches es großen international agierenden Firmen erleichtern soll, die natürlichen Ressourcen des Amazonasregenwald auszubeuten. Seine vielbeschworene Modernisierungs- und Entwicklungspolitik basiert auf Schaffung optimaler Bedingungen für internationale Firmen, damit diese mit der Förderung von Erdöl und dem Export edler Tropenhölzer große Gewinne machen können. Denn so profitieren auch die Peruaner, denn sie können sich an den neu gewonnen und hoffentlich gut bezahlten Jobs erfreuen. Doch so leicht die Rechnung Alan Garcias auch zu sein scheint, so stößt er in der peruanischen Bevölkerung auf heftigen Widerstand.
Lage der indigenen Gemeinden
Vor allem die indigene Bevölkerung der betroffenen Gebiete kämpft nun schon seit dreißig Jahren gegen die Inanspruchnahme ihrer Territorien für marktorientierte Interessen. Seit jeher wird die besondere Beziehung der indigenen Völker am Amazonas zu ihrem Land nicht zur Kenntnis genommen. Für sie ist ihr Territorium Quelle des Lebens, und dem Wald wird eine große mystische Aura zugesprochen. Mann muss ihn mit Respekt behandeln. Seit jeher haben die indigenen Völker den Wald so erhalten wie wir ihn heute kennen. Nicht weil sie nicht in der Lage gewesen wären ihn zu zerstören, sondern weil es Teil ihrer Kosmovision ist, im Einklang mit dem Wald und den darin befindlichen Leben zu sein, da die übermäßige Inanspruchnahme der Natur das Gleichgewicht stören würde, und letzten Endes negative Folgen für das eigene Leben hätte. Schon 1980 gründete sich daher die basisdemokratisch organisierte Organisation AIDESEP( Associacion InterEthnica de Desarollo de la Selva Peruana), die sich die Verteidigung der indigene Territorien als eines ihrer Hauptziele gesetzt hat. Laut dem in Peru 1974 in Kraft getretene Gesetz über indigene Gemeinschaften steht jeder anerkannten indigenen Gemeinschaft ein von ihr beanspruchtes Territorium zu, welches sie sich mit Hilfe von Landtiteln bestätigen lassen kann. Doch zunächst ist die Anerkennung als indigene Gemeinschaft die erste Hürde, die es zu nehmen gilt, wie es die Lama-Kechuas in der Provinz Lamas in San Martin schon haben feststellen müssen. Viele der dortigen indigenen Gemeinden kämpfen seit Jahren dafür, vom peruanischen Staat als solche anerkannt zu werden. Doch besonders schwierig wird es in Gegenden, in denen große Erdölvorkommen vermutet werden. Dort verlaufen die bürokratischen Formalitäten oft so schleppend, dass nicht selten eine der großen Erdölförderfirmen den Gemeinden zuvorkommt, und das “ungenutzte” Land vor der Nase wegkauft. Ein Schelm wer hier was Böses denkt.
Ein weiterer Grund für die meist im Sand verlaufenden Prozesse ist, dass die Indigenen diese meist nicht durchschauen, und nur in den seltensten Fällen mit einem Anwalt oder Beistand mit tiefgehender Sachkenntnisse rechnen können.
Haltung Garcias zu indigenen Forderungen
Doch abgesehen von der kniffligen Rechtslage und deren noch kniffligere praktischen Umsetzung, wettert Alan Garcia mit ganz grundlegenden Argumenten gegen den Anspruch indigener Völker auf ihre Territorien. Denn wie könne es denn sein, dass so Wenige so viel Land für sich beanspruchen, und da scheut er auch den Vergleich von Indigenen mit Großgrundbesitzern nicht.
Zu großem Ruhm kamen auch schon seine Ausführungen über Juden und das Amazonasbecken, die sogar schon in einer peruanischen Filmproduktion verarbeitet wurden. Denn wenn den Juden, so erklärt Alan Garcia, der Amazonasregenwald gehören würde, die hätten schon längst alle Bäume gefällt, und dann wieder doppelt so viele gepflanzt, und wären schon längst die weltweit größten Holzexporteure. Die Peruaner quälen sich selbst hingegen mit so Lächerlichkeiten wie dem Schutz der Flora und Fauna, und stünden so der Modernisierung und Entwicklung des ganzen Landes im Weg.
Grund für Radikalisierung der Proteste
Anstoß der Proteste waren die Dekrete 1015 und 1073, die im peruanischen Parlament ohne jegliche Koordination mit den indigenen Gemeinden oder deren Repräsentanten im Schnellverfahren abgeändert wurden. Quintessenz dieser Dekrete war der erleichterte Zugang internationaler Firmen zu vermuteten Rohstoffen in den Amazonas und Andengebieten, indem die Prozenthürde für lokale und kommunale Abstimmungen über Großprojekte in betroffenen Gebieten von 60% auf 40% gesenkt wurde, inklusive vieler kleiner Zusatzartikel. Doch, wie lokale und regionale Repräsentanten der AIDESEP und anderer indigenen Organisationen angaben, ärgerte man sich am meisten über die schlichte Ignoranz seitens des Parlaments, die indigene Bevölkerung inklusive ihrer Interessenverbände in Sachfragen die ihr persönliches Leben und ihre Territorien betreffen, nicht in die Verhandlungen mit einbezogen zu haben.
In den folgenden Tagen wurde die Hauptverkehrsader in dem Departement Amazonas von den Indigenen blockiert. Forderung war, die auch in der nicht indigenen Bevölkerung höchst umstrittenen Dekrete auszusetzen. Die Blockade dauerte sechs Wochen, in denen die Regierung es nicht für nötig erachtete, auf die Bitten der Indigenen einzugehen. Man hoffte den Streit aussitzen zu können.
Gesetzeslage bezüglich Demonstrationen
Beteiligung an solchen Protesten wird in Peru kriminalisiert. Seit der Ära Fujimori, der während seiner Amtszeit kurzerhand die Verfassung aushebelte, ist die Gesetzeslage in Peru bezüglich Sozial- und Protestbewegungen äußerst hart. Soziale Bewegungen und Bündnisse, Nicht-Regierungs-Organisationen und Gewerkschaften stehen seither unter Generalverdacht terroristischen Aktivitäten nachzugehen. Die Gesetze, die Fujimori seiner Zeit zum Kampf gegen die maoistische Guerillabewegung auferlegte, werden heutzutage in Peru auf Demonstranten angewandt. Demonstrationsteilnehmer laufen Gefahr sich der Nötigung schuldig zu machen, was eine Gefängnisstrafe von 25 Jahren nach sich ziehen kann, während Polizisten ihre Waffen uneingeschränkt gegen die Demonstranten einsetzen dürfen, ohne im Nachhinein mit einer Strafverfolgung rechnen zu müssen. Auch können die Demonstranten ohne Haftbefehl 10 Tage festgenommen werden, ohne Kontakt zur Außenwelt, während die Polizei Ermittlungen anstellen kann, ohne Staatsanwälte zu darüber zu informieren.
Ablauf der Proteste
Nachdem sich an der Landstrasse nach sechs Wochen immer noch Nichts getan hatte, riefen die Vertreter der AIDESEP verschiedener Regionen und Gemeinden zum Dialog auf, und baten die Regierung sich mit ihnen an einen Runden Tisch zu setzen um gemeinsam zu einer Lösung zu kommen. Es sah also fast so aus, als hätten die Indigenen mit ihrem Protest ihren Forderungen den fehlenden Nachdruck verliehen, und als könnten sie die Sache nun friedlich zu ihren Gunsten entschieden. Die peruanische Regierung ihrerseits hatte kein Interesse daran vor der peruanischen Bevölkerung ihr Gesicht zu verlieren, indem sie die indigenen Forderungen als legitim einschätzen und ihnen Forderungen nachgeben würde. Außerdem wollte sie auch kein Signal an andere soziale Bewegungen geben, es den Demonstranten in Bagua gleich zu tun, in der Hoffnung ihre Ziele auf diese Weise zu erreichen zu können.
Am 5 Juni ging die Polizei dann mit Waffengewalt gegen die Demonstranten vor, um die Blockade der Landstrasse endgültig zu beenden. Laut Regierungsangaben griffen die Indigenen mit Lanzen, Pfeilen und Gewehren an, woraufhin sich die Polizisten natürlich zur Wehr setzen mussten.
Aufnahmen von Zivilisten mit Handys und Kameras erzählen jedoch etwas anderes.
Es kam zu einem Treffen zwischen einem Sprecher der demonstrierenden Indigenen und einem Vermittler der Polizei in der Curva del Diablo, die einem Kanal gleicht, und rechts und links von Anhöhen und Hügeln umgeben ist. Noch bevor der Vermittler der Polizei sich auf den Weg zu angekündigten Aussprache macht, zeigt eine Aufnahme, wie andere Polizeitruppen sich schon auf den Weg zu den Anhöhen rechts und links der Strasse machen. Nachdem bei dem Treffen auf offener Strasse die ersten Worte gewechselt sind, fliegen von den Hügel dir ersten Tränengasraketen. Sofort geht die Polizei in Kampfstellung und drängt die Indigenen mehrere Kilometer mit Tränengas und Gewehrsalben zurück. Von verschiedenen Seiten fliegen Helikopter zu Hilfe und schießen aus der Luft in die Menschenmenge.
Als die Indigenen weiter landeinwärts von den Zusammenstößen hören, machen sie sich auf den Weg zu einer Erdölförderanlage, nehmen Arbeiter und Wachpolizisten in Geiselhaft, fordern das Einstellen des Feuers gegen die Demonstranten, ansonsten trage die Regierung für den Tod dieser Polizisten die Verantwortung.
Indigene und Mestizen vereint
In der Stadt Bagua spielen sich indessen denkwürdige Szenen ab. Die Nachricht über das gewaltsame Vorgehen der Polizei löst eine Welle der Entrüstung aus. Die Einwohner der Stadt strömt auf die Strasse, und errichtet so eine zweite Verteidigungsfront in der Stadt. Das bemerkenswerte daran ist, dass der Großteil der Demonstranten hier keine Indigene sind, sondern Mestizen, die ihren “indigenen Brüder”, wie sie selbst sagen, zur Hilfe eilen. Riesige Straßensperren werden errichtet, und auf der Plaza de Armas, dem zentralen Platz der Stadt, wird ein spontanes Protestcamp eröffnet. Feuerstellen werden errichtet, und in großen Kochtöpfen kocht man Essen für die Demonstranten, welches die Marktfrauen beisteuerten. Hunderte Bewohner kommen aus ihren Häusern, mit Essen, Decken und Lanzen unter dem Arm. ,, Ich bin kein Indigener, das spielt auch keine Rolle. Doch mit dieser Regierung reicht es uns jetzt. Unsere Kinder werden blind, weil sie dreckiges Wasser trinken, und wenn wir uns beschweren, dann schießen sie uns zusammen. Doch heute werden wir, Indigene und Mestizen, ihnen zeigen, dass wir das so nicht mehr hinnehmen werden!” . Und auf den Strassen ist der Schlachtruf zu hören; ,, Nativos y Mestizos, unidos en la lucha -- Indigene und Mestize, im Kampf vereint”.
Landesweite Solidarität
Doch auch in anderen Gegenden Perus regt sich der Widerstand. In Satipo, im zentralen Dschungel Perus, etwa 2000 Km von den Geschehnissen entfernt, versammeln sich Ashaninka, Machiguenga und Nomachiguenga. Die Informationen über das gewaltsame vorgehen der Regierung gegen Mitstreiter ihrer Organisation AIDESEP erreichte sie über das Radio oder sie verständigten sich gegenseitig per Funkgerät. Zusammen ziehen sie durch die Strassen Satipos um gegen das Unrecht an ihren Brüdern im Geiste aufmerksam zu machen und ihren Frust und Kummer Kund zu tun. Auch hier schließen sich große Teile der nicht indigenen Stadtbevölkerung dem Demonstrationszug an.
Repressionen und Falschmeldungen
In Bagua ist mittlerweile die Landstrasse geräumt, und mehrere Indigene haben dabei ihr leben verloren. Die Polizei geht unterdessen gegen Demonstranten im Stadtinneren vor. Pressemeldungen überschlagen sich. So wird behauptet, dass die Demonstranten die Polizeiwache von Bagua eingenommen hätten. In einem späteren Interview dementiert der lokale Polizeichef diese Meldung. ,, Wir waren hier drei Mann, sie waren etwa 500 Mann. Wenn sie gewollt hätten, hätten sie die Polizeistation einnehmen können, doch sie sind einfach vorbeigelaufen.” Eine Falschmeldung, die es trotzdem noch eine Woche später in den SPIEGEL schafft, und auf die sich die Polizeikräfte außerhalb Baguas berufen, um den Druck auf die Indigenen nicht zu lockern.
Bei der versuchten Befreiungsaktion in der Ölförderanlage kommen derweil sechs Polizisten ums Leben. Wie viele Indigene indessen unter den Toten sind bleibt offen.
Reaktionen
Die Nachricht über die Gewalttaten der peruanischen Streitkräfte lösen schon bald große Empörung im ganzen Land aus. In jeder größeren Stadt Perus bilden die Menschen solidarisch Demonstrationszüge. Die Regierung muss nach dem wohl in diesem Maße nicht erwarteten Sturm der Entrüstung seitens großer Bevölkerungsschichten aller sozialer Klassen zurückrudern. Die Polizisten legen eine Feuerpause ein, jedoch wird der Ausnahmezustand und eine Ausgangssperre für mehrere Departements verhängt. Der Presse wird der Zugang zu den betroffenen Gebieten gänzlich verwährt. Zwei Tage später setzt das peruanische Parlament die strittigen Dekrete vorläufig außer Kraft. Man wolle sich neu beraten. Nicht nur von Seiten sozialer Bewegungen und Gewerkschaften hagelt es Kritik für Alan Garcia. Viele andere südamerikanischen Länder äußern lautstark ihr Unverständnis für derartiges Verhalten der Regierung des Andenstaates. Doch selbst nationale konservative Kräfte äußerten Zweifel an der rechtlichen Legitimität des schroffen Vorgehens der peruanischen Streitkräfte, angesichts der kümmerlichen Bewaffnung der Indigenen, die sich lediglich mit Lanzen, Stöcken und Steinen zur Wehr setzten.
Garcias Stellungsnahme
Alan Garcia tritt in diesen Tagen vor die Presse, um sein Handeln zu verteidigen und sich zu rechtfertigen. Ein für solche Situationen typischer Abwehrmechanismus, dessen sich auch Alan Garcia bedient ist der Versuch, die Oppositionsbewegung zu diskreditieren, in dem man sie beschuldigt, von im Ausland agierenden Kräften manipuliert und gesteuert worden zu sein. Er verweist auf einen internationalen indigenen Kongress, der einige Wochen zuvor im Süden Perus statt gefunden hatte, und bei dem auch Vertreter AIDESEPs und Evo Morales, der Präsident Bolivien zu gegen waren.
Er habe lediglich die Ordnung im Lande wieder hergestellt, die von in terroristischer Art und Weise agierenden Organisationen und Individuen gestört wurde.
Durch diesen Vergleich der Demonstration und Blockade der Indigenen mit dem bewaffneten Konflikt Perus mit dem Leuchtenden Pfads, bei dem während zwei Jahrzehnten 70000 Peruaner ihr Leben verloren haben, gießt Alan Garcia erneut Öl ins Feuer. Denn gerade die indigene Bevölkerung Perus hatte unter den maoistischen Guerilleros am meisten zu leiden, und verschiedene Ethnien sind bei diesen Konflikten fast um die Hälfte dezimiert worden.
Der Präsident der AIDESEP, Alberto Pizango, flieht währenddessen in die Botschaft Nicaraguas, wo politisches Asyl gewährt bekommt. Er der Rädelsführerschaft bezichtigt, und wegen Volksverhetzung und Verschwörung angeklagt.
Zahl der Getöteten bleibt unklar
Während sich dieser Tage in Lima etwa 20000 Menschen einem Solidaritätsmarsch quer durch die Stadt anschließen, ist in Bagua noch immer der Ausnahmezustand verhängt. Augenzeugen berichten der Presse, dass die Streitkräfte die Leichen der getöteten Indianer aufsammeln, sie in Plastiktüten packen, und sie dann aus den Helikoptern in den nahegelegenen Rio Maranon werfen. So soll wohl die genaue Zahl der getöteten Demonstranten vertuscht werden. Die Innenstadt Baguas wird noch immer von den Demonstranten besetzt gehalten.
Sieg der Demonstranten
Dann einige Tage später, nachdem der Verteidigungsminister auf Grund des immer größer werdenden nationalen wie auch internationalen Drucks zurücktreten musste, wird im peruanischen Parlament erneut über die umstrittenen Dekrete abgestimmt. In Bagua verfolgt die auf der Plaza de Armas versammelte Menge das Ereignis über die Lautsprecher.
Mit einer Mehrheit von 66 zu 29 Stimmen, einigt sich da peruanische Parlament darauf, die ergänzten Dekrete für nichtig zu erklären.
In dem Moment als das Ergebnis verkündet wird beginnt in Bagua nach minutenlangem Jubelgeschrei ein großes Fest. Die Menschen bilden Auto und Motorradkorsos, Leute stellen ihre Boxen auf den
Gehweg, in den Strassen wird bis zum nächsten Morgen getanzt und gefeiert.
Sieg der Indigenen
Die Indigenen des peruanischen Regewaldes wurden mehr als 500 Jahre marginalisiert, mit Almosen abgespeist und in Reservate verdrängt. Dieses Ereignis zeigt eindrucksvoll, dass die Völker Amazoniens ein politisches Bewusstsein ihrer eigenen Identität entwickelt haben, und sich nicht länger in einer passiven Opferrolle sehen wollen, sondern entschlossen sind, ihren politischen Forderungen selbst Ausdruck zu verleihen, was als große Errungenschaft ihrer autonom organisierten Organisationen zu sehen ist.
Ein fast ebenso großer Sieg für die Indigenen ist, dass sie in ihrem Kampf nicht einfach von ihrem Umfeld beobachtet wurden, sondern, dass auch die nicht indigene Bevölkerung Verständnis und Engagement für ihre Sache aufgebracht hat, was in Peru als ein historisches Ereignis gewertet werden kann. Das sind sich hoffentlich in naher Zukunft verstärkende Tendenzen zu einer solidarischeren Zivilgesellschaft außerhalb staatlicher Schranken.
Geschichte der Ashaninka Machiguenga
Beschreibung
Die Völker der Ashaninka und Machiguenga leben in Gebieten der zum Osten hin abfallenden Andenhänge Perus, zu dessen Füßen sich das Amazonasbecken mit seinen tropischen Regenwäldern erstreckt, über die Landesgrenzen weit bis nach Brasilien hinein. Die Organisation OARA (Organizacion Ashaninka Machiguenga del Rio Apurimac) vertritt die Interessen der Ashaninka und Machiguenga im Tal des Flusses Apurimac, der von den Anden kommend, sich in den tieferen Dschungelgebieten mit Hilfe hunderter kleiner Nebenflüsse zu einem der größten Flüsse Perus verwandelt.
Das Tal des Flusses Apurimac wird zusammen mit dem Tal des Flusses Ene, der sich letztlich aus dem Apurimac formt, in Peru kurz VRAE( Valle de los Rios Apurimac y Ene-Tal der Flüsse Apurimac und Ene) genannt.
Erste Kontakte mit der westlichen “Zivilisation”
Das VRAE wurde ursprünglich nur von diesen beide Ethnien, den Ashaninka und Machiguenga bewohnt. Die Ersten, die in die Waldgebiete und Territorien der Ashaninka und Machiguenga vordrangen waren christliche Missionen, beseelt vom Gedanken, die armen Wilden mit dem christlichen Glauben zu beglücken, und sie von ihren heidnischen Bräuchen abschwören zu lassen. Auf den Fuß folgten ihnen die ersten Pioniere der Gauchoära, die sich anschließend große Territorien aneigneten, Kaffeeplantagen anlegten und die Ashaninka und Machiguenga als Sklaven auf diesen arbeiten ließen. Diese Umstände charakterisieren den Zeitraum von 1880 bis etwa 1950. Aus der Sklaverei befreiten sich die Ashaninka selbst mittels mehrerer blutiger Aufstände.
Erst Mitte der 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Region von einer impulsiven Einwanderung heimgesucht. Anwohner der hochgelegenen Andengebiete, vor allem aus den Regionen Ayacucho und Junin, kamen aufgrund schlechter Lebensbedingungen in der Hochebene in die klimatisch angenehmeren Dschungelgebiete, um hier mit neuen landwirtschaftlichen Produkten wie Kaffee oder Kakao einen neuen Anfang zu suchen.
Leidtragende waren natürlich abermals die Ashaninka und Machiguenga, die sich wieder einmal aus ihren Territorien verdrängt sahen. Diesmal nicht von Großgrundbesitzern, sondern von einer Heerschar Kleinbauern, die sich in großen Gruppen zusammentaten, und aufgrund effizienterer Bewaffnung mit Gewehren die Ashaninka und Machiguenga, die sich lediglich mit Pfeil und Bogen zu Wehr setzten, nun gewaltsam weiter in die landwirtschaftlich und infrastrukturell noch nicht erschlossenen weit entfernte Waldgebiete verdrängten.
Mit Mao im Klimsch
Die nächste schwierige und wohl blutigste Epoche der Ashaninka und Mchiguenga ließ nicht lange auf sich warten. 1965 bekamen sie bei Zusammenstößen mit der MIR(Movimiento Izquierda Revolucionario- Linke Revolutionäre Bewegung), eine Guerillabewegung, die jedoch noch im selben Jahr vom peruanischen Staat liquidiert wurde, einen kleinen Vorgeschmack darauf, was in den kommenden Jahren ihren Lebensrhytmus bestimmen sollte.
Nachdem die Ashaninka den Guerilleroanführer der MIR, Maximo Velando, auslieferten, beging zunächst die MRTA( Movimiento Revolucionario Tupac Amaru) Jahre später Racheakte, bei denen dutzende Ashaninka und Machiguenga ihr Leben verloren.
In den Jahren 1979/80 entwickelte sich der bewaffnete Arm der kommunistischen Partei Perus(PCP-Partido Comunista Peru), der sogenannte Sendero Luminoso - der Leuchtende Pfad, eine auf maoistischen Gedankengut fußende Guerillabewegung unter der Leitung Abimael Guzmans, von seinen Anhängern auch Présidente Gonzalo genannt. Entstand der Sendero Luminoso noch an der Universität von Huamanga, in der Hochebene Ayacuchos, breitete er sich jedoch rasend schnell über das ganze Land aus. Gerieten zunächst lediglich Stadtvorsteher, Militärs oder Polizisten ins Visier der Senderistas, so waren nach einigen Jahren Massaker, bei denen ganze Dorfgemeinschaften ausgelöscht wurden, an der Tagesordnung. In den ersten Jahren wurde der Sendero Luminoso von der Regierung Perus nicht wirklich ernst genommen, doch in den späten 80er Jahren kam auch die staatliche Militärmaschinerie so richtig in Fahrt. Betroffen von den Ausschweifungen der Gewalt seitens des Sendero Luminosos und der peruanischen Streitkräfte waren vor allen Dingen Bewohner weit entlegener Gebiete, wie dem VRAE.
Die Kommission für Wahrheit (Comission de la Verdad-CDV), die zur Entschleierung des militärischen und paramilitärischen Treibens der 80er und 90er Jahre gegründet wurde , eine Zeit, die in Peru schlicht “Die Zeit der Gewalt” genannt wird, kam zu dem Schluss, dass in dem vom Sendero Luminoso losgetretenen bewaffneten Konflikt, bei dem etwa 70000 Menschen ihr Leben verloren, für etwa 54% der Getöteten der Sendero Luminoso, für 44% die peruanischen Streitkräfte, und für etwa 2% die MRTA(Movimiento Revolucionarion Tupac Amaru) verantwortlich sind.
Von diesem Treiben blieben die Ashaninka und Machiguenga natürlich nicht verschont. Schon in den ersten Jahren des bewaffneten Aufstands des Sendero Luminoso, begab sich dieser in die Regionen von Satipo, Pangoa und die entlegenen Waldgebiete an den Flüssen Apurimac und Ene, dem VRAE.
Zunächst drangen sie in die Dörfer ein, versammelten die gesamte Dorfgemeinschaft und begannen von der kommunistischen Revolution und Présidente Gonzalo zu sprechen. Dann zwangen sie die Ashaninka und Machiguenga ihre Landwirtschaft umzustellen und die angebauten Mengen in einem Maße zu erhöhen, so dass sie die Guerillatruppen miternähren konnten. Anschließend sollte die Dorfstruktur umgemodelt werden, sogenannte revolutionären Räte wurden installiert. 1989/90 formierten sich die ersten Dörfer und Dorfvorsteher um eine Verteidigungsfront gegen den Sendero Luminoso zu bilden. In dieser Zeit begannen die ersten groß angelegten Tötungen an Dorfmitgliedern, die sich dem Willen der Senderistas widersetzten. An Dörfern, die nicht gewillt waren, sich der Bewegung anzuschließen, wurden mit Massakern Exempel statuiert. Laut der Statuten des Sendero Luminosos waren die indigenen Gemeinschaften Teil und Ausdruck des alten Staates, und mussten somit mit ihm verschwinden.
Auch zwangsrekrutierte der Sendero Luminoso viele seiner Mitglieder aus den Reihen der Ashaninka und Machiguenga. Meist wurden Kinder im Alter zwischen 8 bis 11 Jahre verschleppt, und in weiter entfernten Trainingscamps zu Guerilleros ausgebildet. Doch auch viele Jugendliche der Indigenen wurden gezwungen, sich den Truppen anzuschließen, den sie kannten das Gelände, wussten wie man in den Wäldern überlebt. Der Verbleib dieser Jugendlicher ist bis heute unbekannt.
Auch die peruanischen Streitkräfte, vor allem die Sinchis, eine gefürchtete Sondereinheit zur Bekämpfung von Drogenkriminalität in Zusammenarbeit mit der DEA(Drug Enforcement Assembly) massakrierten ganze Dorfgemeinschaften, die sie verdächtigten, mit dem Sendero Luminoso gemeinsame Sache zu machen.
Während des fast zwei Dekaden andauernden sehr heftigen und blutigen Konflikts in den Dschungelgebieten des VRAE s verloren offiziell etwa 10000 Ashaninka und Machiguenga ihr Leben oder sind spurlos verschwunden, die tatsächlichen Zahlen liegen jedoch wahrscheinlich höher. Doch selbst die offiziellen Zahlen sind bei lediglich 30-40000 Vertretern dieser Ethnie Sinnbild für das Trauma, welches diese Zeit in den Gemeinschaften der Ashaninka und Matsiguenga verursacht hat.
Invasoren und Umweltverschmutzung
Doch auch nach dem vorläufigen Ende des offenen bewaffneten Konflikts ist die Situation für die Ashaninka und Machiguenga alles andere als entspannt. Da Viele von ihnen ihre Territorien auf der Flucht vor dem Leuchtenden Pfad und dem Militär verließen, wurden diese in der Zwischenzeit von den in immer größerer Zahl nachströmenden Bauern aus dem Hochland in Beschlag genommen. Seit einiger Zeit engagieren sich mehrere von den indigenen selbst organisierte Organisationen wie OARA damit, die Territorien der Indigenen mit Landtiteln zu versehen, um so deren Hoheit über diese sicherzustellen, und so dem Druck der Invasion von Kleinbauern nicht nur mit Waffengewalt, sondern auch auf rechtlicher Grundlage entgegen wirken zu können. Doch noch immer gibt es in den Gebieten des VRAE fast täglich Streit um Land zwischen den Invasoren und den Indigenen, der nicht selten tödlich endet. Zum einen werden die bereits erworbenen Landtitel von den sich ansiedelnden Kleinbauern schlicht weg nicht zur Kenntnis genommen, und es gibt auch keine staatlichen Organe wie Polizei oder Militär, die die Einhaltung dieser Dokumente kontrollieren könnten. Zum anderen gibt es noch immer nicht registrierte indigene Gemeinden, die bereits seit Jahren auf die Anerkennung ihres Territorium warten. Die Regierung geht diese Verfahren jedoch meist nur sehr träge an, oder blockiert sie aufgrund von Kapitalinteressen einiger Firmen ganz.
Auch die Drogenproduktion in der Region macht den indigenen Gemeinden der Ashaninka und Machiguenga schwer zu schaffen. Zur Produktion von Kokain aus Cocablättern benötigt man eine Vielzahl verschiedenster Chemikalien, Benzin und Kerosin. Die Abfälle werden anschließend in die Flüsse geschüttet, in denen die Ashaninka und Matsiguenga baden, in denen sie fischen und aus denen sie trinken. Die Folge sind Krankheiten, von denen vor allem die Kinder betroffen sind. Doch auch die Flora und Fauna wird von den Chemikalien schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Ashaninka und Machiguenga, die sich fast ausschließlich von Yuca, Fisch und den Tieren ernähren, die sie im Wald jagen, sind gerade von der Umweltverschmutzung stark betroffen.
Zum Einen finden sie keine Fische mehr, die aufgrund der starken Verschmutzung der Flüsse eingehen. Des Weiteren fliegt das peruanische Militär täglich mehrere Kontrollflüge über das Gebiet des VRAE, auf der Suche nach Drogenlabors. Durch den Starken Lärm der Rotoren der Helikopter werden die Tiere, die eigentlich auf dem Speiseplan der Ashaninka und Machiguenga stehen, verscheucht.
Somit bricht durch die Drogenproduktion und die damit verbundenen Folgen ein wichtiger Teil der Ernährung weg. Als Konsequenz müssen die Ashaninka und Matsiguenga nun Lohnarbeiten nachgehen, um Geld zu sammeln, um ihre Gemeinde meist mit Fisch aus der Dose oder Hähnchenfleisch versorgen zu können, welches sie auf den örtliche Märkten kaufen.
Da die Ashaninka und Matsiguenga keine, oder wenn, eine sehr begrenzte Schulbildung besitzen, bleiben ihnen meist nur Hilfsarbeiten auf Kaffeefeldern anderer Kleinbauern.
Bildung als Ausweg aus der Misere
Was die Ashaninka und Machiguenga am dringendsten benötigen, um den Erhalt ihrer Kultur auch für die nächsten Jahre zu sichern, ist Schulbildung. Um sich selbst die Konditionen schaffen zu können, in denen die Ashaninka und Machiguenga leben wollen, und um sich vor Angriffen des Staates oder vor Marktinteressen ausreichend schützen zu können, ist es für die indigenen Völker des VRAE unabdingbar geworden, sich mit den Auswüchsen der westlichen Zivilisation in ihren Territorien ernsthaft auseinander zu setzen.
Schulbildung ermöglicht es bürokratische Prozesse, die die eigene Existenz bedrohen können, zunächst einmal zu verstehen, und die schwerwiegendsten Zugriffe von außerhalb auf das selbstbestimmte Leben zu verhindern.
Ziel der Bildung ist nicht, die Ashaninka und Machiguenga nach einem Anpassungsprozess als vollwertige und funktionierende Mitglieder in der westlichen “Zivilisation” begrüßen zu können, sondern sie mit den besten Mitteln auszurüsten, um gerade der Assimilation und dem Verschwinden dieser bemerkenswerten Kultur entschlossen entgegen zu treten.
Beschreibung
Die Völker der Ashaninka und Machiguenga leben in Gebieten der zum Osten hin abfallenden Andenhänge Perus, zu dessen Füßen sich das Amazonasbecken mit seinen tropischen Regenwäldern erstreckt, über die Landesgrenzen weit bis nach Brasilien hinein. Die Organisation OARA (Organizacion Ashaninka Machiguenga del Rio Apurimac) vertritt die Interessen der Ashaninka und Machiguenga im Tal des Flusses Apurimac, der von den Anden kommend, sich in den tieferen Dschungelgebieten mit Hilfe hunderter kleiner Nebenflüsse zu einem der größten Flüsse Perus verwandelt.
Das Tal des Flusses Apurimac wird zusammen mit dem Tal des Flusses Ene, der sich letztlich aus dem Apurimac formt, in Peru kurz VRAE( Valle de los Rios Apurimac y Ene-Tal der Flüsse Apurimac und Ene) genannt.
Erste Kontakte mit der westlichen “Zivilisation”
Das VRAE wurde ursprünglich nur von diesen beide Ethnien, den Ashaninka und Machiguenga bewohnt. Die Ersten, die in die Waldgebiete und Territorien der Ashaninka und Machiguenga vordrangen waren christliche Missionen, beseelt vom Gedanken, die armen Wilden mit dem christlichen Glauben zu beglücken, und sie von ihren heidnischen Bräuchen abschwören zu lassen. Auf den Fuß folgten ihnen die ersten Pioniere der Gauchoära, die sich anschließend große Territorien aneigneten, Kaffeeplantagen anlegten und die Ashaninka und Machiguenga als Sklaven auf diesen arbeiten ließen. Diese Umstände charakterisieren den Zeitraum von 1880 bis etwa 1950. Aus der Sklaverei befreiten sich die Ashaninka selbst mittels mehrerer blutiger Aufstände.
Erst Mitte der 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Region von einer impulsiven Einwanderung heimgesucht. Anwohner der hochgelegenen Andengebiete, vor allem aus den Regionen Ayacucho und Junin, kamen aufgrund schlechter Lebensbedingungen in der Hochebene in die klimatisch angenehmeren Dschungelgebiete, um hier mit neuen landwirtschaftlichen Produkten wie Kaffee oder Kakao einen neuen Anfang zu suchen.
Leidtragende waren natürlich abermals die Ashaninka und Machiguenga, die sich wieder einmal aus ihren Territorien verdrängt sahen. Diesmal nicht von Großgrundbesitzern, sondern von einer Heerschar Kleinbauern, die sich in großen Gruppen zusammentaten, und aufgrund effizienterer Bewaffnung mit Gewehren die Ashaninka und Machiguenga, die sich lediglich mit Pfeil und Bogen zu Wehr setzten, nun gewaltsam weiter in die landwirtschaftlich und infrastrukturell noch nicht erschlossenen weit entfernte Waldgebiete verdrängten.
Mit Mao im Klimsch
Die nächste schwierige und wohl blutigste Epoche der Ashaninka und Mchiguenga ließ nicht lange auf sich warten. 1965 bekamen sie bei Zusammenstößen mit der MIR(Movimiento Izquierda Revolucionario- Linke Revolutionäre Bewegung), eine Guerillabewegung, die jedoch noch im selben Jahr vom peruanischen Staat liquidiert wurde, einen kleinen Vorgeschmack darauf, was in den kommenden Jahren ihren Lebensrhytmus bestimmen sollte.
Nachdem die Ashaninka den Guerilleroanführer der MIR, Maximo Velando, auslieferten, beging zunächst die MRTA( Movimiento Revolucionario Tupac Amaru) Jahre später Racheakte, bei denen dutzende Ashaninka und Machiguenga ihr Leben verloren.
In den Jahren 1979/80 entwickelte sich der bewaffnete Arm der kommunistischen Partei Perus(PCP-Partido Comunista Peru), der sogenannte Sendero Luminoso - der Leuchtende Pfad, eine auf maoistischen Gedankengut fußende Guerillabewegung unter der Leitung Abimael Guzmans, von seinen Anhängern auch Présidente Gonzalo genannt. Entstand der Sendero Luminoso noch an der Universität von Huamanga, in der Hochebene Ayacuchos, breitete er sich jedoch rasend schnell über das ganze Land aus. Gerieten zunächst lediglich Stadtvorsteher, Militärs oder Polizisten ins Visier der Senderistas, so waren nach einigen Jahren Massaker, bei denen ganze Dorfgemeinschaften ausgelöscht wurden, an der Tagesordnung. In den ersten Jahren wurde der Sendero Luminoso von der Regierung Perus nicht wirklich ernst genommen, doch in den späten 80er Jahren kam auch die staatliche Militärmaschinerie so richtig in Fahrt. Betroffen von den Ausschweifungen der Gewalt seitens des Sendero Luminosos und der peruanischen Streitkräfte waren vor allen Dingen Bewohner weit entlegener Gebiete, wie dem VRAE.
Die Kommission für Wahrheit (Comission de la Verdad-CDV), die zur Entschleierung des militärischen und paramilitärischen Treibens der 80er und 90er Jahre gegründet wurde , eine Zeit, die in Peru schlicht “Die Zeit der Gewalt” genannt wird, kam zu dem Schluss, dass in dem vom Sendero Luminoso losgetretenen bewaffneten Konflikt, bei dem etwa 70000 Menschen ihr Leben verloren, für etwa 54% der Getöteten der Sendero Luminoso, für 44% die peruanischen Streitkräfte, und für etwa 2% die MRTA(Movimiento Revolucionarion Tupac Amaru) verantwortlich sind.
Von diesem Treiben blieben die Ashaninka und Machiguenga natürlich nicht verschont. Schon in den ersten Jahren des bewaffneten Aufstands des Sendero Luminoso, begab sich dieser in die Regionen von Satipo, Pangoa und die entlegenen Waldgebiete an den Flüssen Apurimac und Ene, dem VRAE.
Zunächst drangen sie in die Dörfer ein, versammelten die gesamte Dorfgemeinschaft und begannen von der kommunistischen Revolution und Présidente Gonzalo zu sprechen. Dann zwangen sie die Ashaninka und Machiguenga ihre Landwirtschaft umzustellen und die angebauten Mengen in einem Maße zu erhöhen, so dass sie die Guerillatruppen miternähren konnten. Anschließend sollte die Dorfstruktur umgemodelt werden, sogenannte revolutionären Räte wurden installiert. 1989/90 formierten sich die ersten Dörfer und Dorfvorsteher um eine Verteidigungsfront gegen den Sendero Luminoso zu bilden. In dieser Zeit begannen die ersten groß angelegten Tötungen an Dorfmitgliedern, die sich dem Willen der Senderistas widersetzten. An Dörfern, die nicht gewillt waren, sich der Bewegung anzuschließen, wurden mit Massakern Exempel statuiert. Laut der Statuten des Sendero Luminosos waren die indigenen Gemeinschaften Teil und Ausdruck des alten Staates, und mussten somit mit ihm verschwinden.
Auch zwangsrekrutierte der Sendero Luminoso viele seiner Mitglieder aus den Reihen der Ashaninka und Machiguenga. Meist wurden Kinder im Alter zwischen 8 bis 11 Jahre verschleppt, und in weiter entfernten Trainingscamps zu Guerilleros ausgebildet. Doch auch viele Jugendliche der Indigenen wurden gezwungen, sich den Truppen anzuschließen, den sie kannten das Gelände, wussten wie man in den Wäldern überlebt. Der Verbleib dieser Jugendlicher ist bis heute unbekannt.
Auch die peruanischen Streitkräfte, vor allem die Sinchis, eine gefürchtete Sondereinheit zur Bekämpfung von Drogenkriminalität in Zusammenarbeit mit der DEA(Drug Enforcement Assembly) massakrierten ganze Dorfgemeinschaften, die sie verdächtigten, mit dem Sendero Luminoso gemeinsame Sache zu machen.
Während des fast zwei Dekaden andauernden sehr heftigen und blutigen Konflikts in den Dschungelgebieten des VRAE s verloren offiziell etwa 10000 Ashaninka und Machiguenga ihr Leben oder sind spurlos verschwunden, die tatsächlichen Zahlen liegen jedoch wahrscheinlich höher. Doch selbst die offiziellen Zahlen sind bei lediglich 30-40000 Vertretern dieser Ethnie Sinnbild für das Trauma, welches diese Zeit in den Gemeinschaften der Ashaninka und Matsiguenga verursacht hat.
Invasoren und Umweltverschmutzung
Doch auch nach dem vorläufigen Ende des offenen bewaffneten Konflikts ist die Situation für die Ashaninka und Machiguenga alles andere als entspannt. Da Viele von ihnen ihre Territorien auf der Flucht vor dem Leuchtenden Pfad und dem Militär verließen, wurden diese in der Zwischenzeit von den in immer größerer Zahl nachströmenden Bauern aus dem Hochland in Beschlag genommen. Seit einiger Zeit engagieren sich mehrere von den indigenen selbst organisierte Organisationen wie OARA damit, die Territorien der Indigenen mit Landtiteln zu versehen, um so deren Hoheit über diese sicherzustellen, und so dem Druck der Invasion von Kleinbauern nicht nur mit Waffengewalt, sondern auch auf rechtlicher Grundlage entgegen wirken zu können. Doch noch immer gibt es in den Gebieten des VRAE fast täglich Streit um Land zwischen den Invasoren und den Indigenen, der nicht selten tödlich endet. Zum einen werden die bereits erworbenen Landtitel von den sich ansiedelnden Kleinbauern schlicht weg nicht zur Kenntnis genommen, und es gibt auch keine staatlichen Organe wie Polizei oder Militär, die die Einhaltung dieser Dokumente kontrollieren könnten. Zum anderen gibt es noch immer nicht registrierte indigene Gemeinden, die bereits seit Jahren auf die Anerkennung ihres Territorium warten. Die Regierung geht diese Verfahren jedoch meist nur sehr träge an, oder blockiert sie aufgrund von Kapitalinteressen einiger Firmen ganz.
Auch die Drogenproduktion in der Region macht den indigenen Gemeinden der Ashaninka und Machiguenga schwer zu schaffen. Zur Produktion von Kokain aus Cocablättern benötigt man eine Vielzahl verschiedenster Chemikalien, Benzin und Kerosin. Die Abfälle werden anschließend in die Flüsse geschüttet, in denen die Ashaninka und Matsiguenga baden, in denen sie fischen und aus denen sie trinken. Die Folge sind Krankheiten, von denen vor allem die Kinder betroffen sind. Doch auch die Flora und Fauna wird von den Chemikalien schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Ashaninka und Machiguenga, die sich fast ausschließlich von Yuca, Fisch und den Tieren ernähren, die sie im Wald jagen, sind gerade von der Umweltverschmutzung stark betroffen.
Zum Einen finden sie keine Fische mehr, die aufgrund der starken Verschmutzung der Flüsse eingehen. Des Weiteren fliegt das peruanische Militär täglich mehrere Kontrollflüge über das Gebiet des VRAE, auf der Suche nach Drogenlabors. Durch den Starken Lärm der Rotoren der Helikopter werden die Tiere, die eigentlich auf dem Speiseplan der Ashaninka und Machiguenga stehen, verscheucht.
Somit bricht durch die Drogenproduktion und die damit verbundenen Folgen ein wichtiger Teil der Ernährung weg. Als Konsequenz müssen die Ashaninka und Matsiguenga nun Lohnarbeiten nachgehen, um Geld zu sammeln, um ihre Gemeinde meist mit Fisch aus der Dose oder Hähnchenfleisch versorgen zu können, welches sie auf den örtliche Märkten kaufen.
Da die Ashaninka und Matsiguenga keine, oder wenn, eine sehr begrenzte Schulbildung besitzen, bleiben ihnen meist nur Hilfsarbeiten auf Kaffeefeldern anderer Kleinbauern.
Bildung als Ausweg aus der Misere
Was die Ashaninka und Machiguenga am dringendsten benötigen, um den Erhalt ihrer Kultur auch für die nächsten Jahre zu sichern, ist Schulbildung. Um sich selbst die Konditionen schaffen zu können, in denen die Ashaninka und Machiguenga leben wollen, und um sich vor Angriffen des Staates oder vor Marktinteressen ausreichend schützen zu können, ist es für die indigenen Völker des VRAE unabdingbar geworden, sich mit den Auswüchsen der westlichen Zivilisation in ihren Territorien ernsthaft auseinander zu setzen.
Schulbildung ermöglicht es bürokratische Prozesse, die die eigene Existenz bedrohen können, zunächst einmal zu verstehen, und die schwerwiegendsten Zugriffe von außerhalb auf das selbstbestimmte Leben zu verhindern.
Ziel der Bildung ist nicht, die Ashaninka und Machiguenga nach einem Anpassungsprozess als vollwertige und funktionierende Mitglieder in der westlichen “Zivilisation” begrüßen zu können, sondern sie mit den besten Mitteln auszurüsten, um gerade der Assimilation und dem Verschwinden dieser bemerkenswerten Kultur entschlossen entgegen zu treten.
Die Geschichte OARAs
Die Organizacion Ashaninka Machiguenga del Rio Apurimac wurde im Jahr 1988 von Amadeo Barboza Quesisati, Luis Damian Zanches, Mario Cordova, Justo Saavedra Vargas gegründet, und wurde 1995 offiziell als Organisation eingeschrieben. Sie ist eine Basisorganisation der AIDESEP.
Die Organisation verfolgt folgende Ziele:
1: juristische Anerkennung der Territorien der Ashaninka und Machiguenga durch Landtitel und die Anerkennung der Gemeinden der Ashaninka und Matsiguenga als indigene Gemeinschaften mit eigener Kultur, Sprache und Identität.
2: Die Stabilisierung und Weiterentwicklung der indigenen Selbstveraltung, basierend auf der Idee der Multikulturalität des Landes.
3: Die Entfaltung des Spiritualität des Lebens und der Kosmovision, basierend auf den Prinzipien der Gleichheit, Gleichberechtigung, Solidarität, Gerechtigkeit, Innovation und Respekt.
4: Die Entwicklung eines indigenen ökonomischen Systems, mit Verendung adäquater Techniken, die mit den Kreisläufen der Natur und der Umwelt in Einklang gebracht werden können. Ebenso wie die Weiterentwicklung der kollektiven Intelligenz.
Die Organizacion Ashaninka Machiguenga del Rio Apurimac wurde im Jahr 1988 von Amadeo Barboza Quesisati, Luis Damian Zanches, Mario Cordova, Justo Saavedra Vargas gegründet, und wurde 1995 offiziell als Organisation eingeschrieben. Sie ist eine Basisorganisation der AIDESEP.
Die Organisation verfolgt folgende Ziele:
1: juristische Anerkennung der Territorien der Ashaninka und Machiguenga durch Landtitel und die Anerkennung der Gemeinden der Ashaninka und Matsiguenga als indigene Gemeinschaften mit eigener Kultur, Sprache und Identität.
2: Die Stabilisierung und Weiterentwicklung der indigenen Selbstveraltung, basierend auf der Idee der Multikulturalität des Landes.
3: Die Entfaltung des Spiritualität des Lebens und der Kosmovision, basierend auf den Prinzipien der Gleichheit, Gleichberechtigung, Solidarität, Gerechtigkeit, Innovation und Respekt.
4: Die Entwicklung eines indigenen ökonomischen Systems, mit Verendung adäquater Techniken, die mit den Kreisläufen der Natur und der Umwelt in Einklang gebracht werden können. Ebenso wie die Weiterentwicklung der kollektiven Intelligenz.
Geschichte von AIDESEP:
Die Situation vor 1980:
Die Geschichte der indigenen Völker des peruanischen Amazonasgebiets während der Kolonisation ist wohl weitestgehend bekannt. Auch die Weiterführung des kolonialen Stils auch schon während der Zeit der Republik, sowie die schwarze Epoche des Cauchos zu Beginn des 20. Jahrhunderts muss nicht erzählt werden. Was es zu erzählen gilt, ist die Geschichte der Amazonasvölker und die Geschichte der “Entwicklungspolitik” des peruanischen Staates, seit den 1960er Jahren bis zur Ausbreitung des Drogenhandels und des Terrorismus in den letzten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.
Vor der Gründung AIDESEP´s hatten die indigenen Völker Amazoniens ihre eigene Form der Organisation, im Einklang mit ihren eigenen Vorstellungen über Entwicklungsziele. Die Zentralisation dieser Organisationsformen begann erst mit dem auftreten religiöser Gruppen (katholische oder evangelikale Kirchenverbände).
Die ersten autonomen Versuche der Selbstorganisation entwickelten sich aus einer defensiven Abwehrstrategie gegen das Vorstoßen von Einsiedlern oder Firmen in ihre Territorien. Diese Organisationen in erster Linie lokal oder kommunal, erst später regional. Die Ashaninka, Amuesha und Aguaruna des Alto Maranon waren diejenigen, die das föderative Bündnis der Gemeinden gegen Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre ins Leben riefen.
Die sozialpolitische Kontext während der 1970er Jahre war für die Entwicklung der Organisation der Indigenen äußerst günstig. Auf der einen Seite liefen auf der weltpolitischen Bühne, wie auch in Peru tiefgreifende sozialpolitische Prozesse ab.
Und in Peru war mit der Militärdiktatur, die einen höchst militarisierten aber ebenso populistischen Kurs verfolgte, eine Regierung an der Macht, die das GESETZ FÜR INDIGENE GEMEINSCHAFTE 1974 verabschiedete, mit dessen Inkrafttreten die indigenen Gemeinschaften rechtlichen Anspruch auf ihr Territorium gelten machen konnten.
Die indigenen Völker verfeinerten ihre Organisationsformen, und gründeten 1979 die COORDINADORA DE COMUNIDADES NATIVAS DE LA SELVA PERUANA ( Koordination der indigenen Gemeinden des peruanischen Dschungels), und im darauf folgenden Jahr 1980, änderten sie den Namen in ASOCIACION INTERETNICA DE DESAROLLO DE LA SELVA PERUANA-AIDESEP (Gemeinschaft für interethnische Entwicklung im peruanischen Dschungel).
Motive für die Gründung der Organisation:
Das Inkrafttreten des Gesetzes über indigene Gemeinden im Jahre 1974 gab den Anstoß einen Weg zu finden, wie die Umsetzung dieser Bedürfnisse der indigenen Gemeinden am besten organisiert werden könnten, da die praktische Anwendung der Gesetze sich meist als sehr komplex erwies. AIDESEP war das Ergebnis von etwa 10 Jahren Erfahrung .
Ziele von AIDESEP:
Mit der erlangten Erfahrung beim Kampf um ein autonome Organisation, haben die Föderationen und Organisationen an der Basis sich auf folgende Ziele geeinigt:
1: Die unmittelbaren und historischen Interessen der indigenen Völker Amazoniens zu
vertreten.
2: Die Erhalt und Entwicklung der kulturellen Identität, des Territoriums und die
Werte der einzelnen Völker zu garantieren
3 Die Selbstbestimmung der indigenen Völker im Rahmen des peruanischen und
Und internationalen Rechts
4:Das Vorantreiben der menschlichen und indigenen Entwicklung
Offizieller Status AIDESEP:
AIDESEP ist eine zivile Organisation ohne finanzielle Interessen, vertreten durch rechtlich anerkannte Personen, und in die offiziellen Register in Lima eingetragen.
Die Basis von AIDESEP
Ausgehend von der enormen Größe der peruanischen Amazonasgebiete, ist AIDESEP in größere, dezentrale Organismen unterteilt. Vom Norden, im Zentrum und im Süden. Zusammengesetzt wird AIDESEP aus 48 lokalen Organisationen, die die 1340 indigenen Gemeinden der entsprechenden Organisationen vertreten. In diesen Organisationen sind 64 verschiedene Ethnien vertreten, unter anderem:
MAIJUNA,SECOYA, BORA, HUITOTO, YAGUA, JEBERO, ACHUAR, KICHWARUNA,WANGURINA, SHIPIBO, CACATAIBO, ASHANINCA, CASHINAHUA,SHARANAHUA, CULINA, AMAHUACA, AMARAKAERI, KECHUAS,AGUARUNA, CHAYAHUITA, COCAMA, COCAMILLA, HUAMBISA, SHAPRA,CANDOSHI, YINE, YAMI MATSIGUENGA, YANESHA., ARASAIRE, TOYOERI,HARAKMBUT, ASHENINCA, NOMATSIGUENGA, ESE- EJA, HUACHIPAERI,OCAINA, TICUNA, URARINA, YAMINAHUA, YORA, NAHUA, MURATU…
Organisationsstruktur AIDESEP:
Die Situation vor 1980:
Die Geschichte der indigenen Völker des peruanischen Amazonasgebiets während der Kolonisation ist wohl weitestgehend bekannt. Auch die Weiterführung des kolonialen Stils auch schon während der Zeit der Republik, sowie die schwarze Epoche des Cauchos zu Beginn des 20. Jahrhunderts muss nicht erzählt werden. Was es zu erzählen gilt, ist die Geschichte der Amazonasvölker und die Geschichte der “Entwicklungspolitik” des peruanischen Staates, seit den 1960er Jahren bis zur Ausbreitung des Drogenhandels und des Terrorismus in den letzten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.
Vor der Gründung AIDESEP´s hatten die indigenen Völker Amazoniens ihre eigene Form der Organisation, im Einklang mit ihren eigenen Vorstellungen über Entwicklungsziele. Die Zentralisation dieser Organisationsformen begann erst mit dem auftreten religiöser Gruppen (katholische oder evangelikale Kirchenverbände).
Die ersten autonomen Versuche der Selbstorganisation entwickelten sich aus einer defensiven Abwehrstrategie gegen das Vorstoßen von Einsiedlern oder Firmen in ihre Territorien. Diese Organisationen in erster Linie lokal oder kommunal, erst später regional. Die Ashaninka, Amuesha und Aguaruna des Alto Maranon waren diejenigen, die das föderative Bündnis der Gemeinden gegen Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre ins Leben riefen.
Die sozialpolitische Kontext während der 1970er Jahre war für die Entwicklung der Organisation der Indigenen äußerst günstig. Auf der einen Seite liefen auf der weltpolitischen Bühne, wie auch in Peru tiefgreifende sozialpolitische Prozesse ab.
Und in Peru war mit der Militärdiktatur, die einen höchst militarisierten aber ebenso populistischen Kurs verfolgte, eine Regierung an der Macht, die das GESETZ FÜR INDIGENE GEMEINSCHAFTE 1974 verabschiedete, mit dessen Inkrafttreten die indigenen Gemeinschaften rechtlichen Anspruch auf ihr Territorium gelten machen konnten.
Die indigenen Völker verfeinerten ihre Organisationsformen, und gründeten 1979 die COORDINADORA DE COMUNIDADES NATIVAS DE LA SELVA PERUANA ( Koordination der indigenen Gemeinden des peruanischen Dschungels), und im darauf folgenden Jahr 1980, änderten sie den Namen in ASOCIACION INTERETNICA DE DESAROLLO DE LA SELVA PERUANA-AIDESEP (Gemeinschaft für interethnische Entwicklung im peruanischen Dschungel).
Motive für die Gründung der Organisation:
Das Inkrafttreten des Gesetzes über indigene Gemeinden im Jahre 1974 gab den Anstoß einen Weg zu finden, wie die Umsetzung dieser Bedürfnisse der indigenen Gemeinden am besten organisiert werden könnten, da die praktische Anwendung der Gesetze sich meist als sehr komplex erwies. AIDESEP war das Ergebnis von etwa 10 Jahren Erfahrung .
Ziele von AIDESEP:
Mit der erlangten Erfahrung beim Kampf um ein autonome Organisation, haben die Föderationen und Organisationen an der Basis sich auf folgende Ziele geeinigt:
1: Die unmittelbaren und historischen Interessen der indigenen Völker Amazoniens zu
vertreten.
2: Die Erhalt und Entwicklung der kulturellen Identität, des Territoriums und die
Werte der einzelnen Völker zu garantieren
3 Die Selbstbestimmung der indigenen Völker im Rahmen des peruanischen und
Und internationalen Rechts
4:Das Vorantreiben der menschlichen und indigenen Entwicklung
Offizieller Status AIDESEP:
AIDESEP ist eine zivile Organisation ohne finanzielle Interessen, vertreten durch rechtlich anerkannte Personen, und in die offiziellen Register in Lima eingetragen.
Die Basis von AIDESEP
Ausgehend von der enormen Größe der peruanischen Amazonasgebiete, ist AIDESEP in größere, dezentrale Organismen unterteilt. Vom Norden, im Zentrum und im Süden. Zusammengesetzt wird AIDESEP aus 48 lokalen Organisationen, die die 1340 indigenen Gemeinden der entsprechenden Organisationen vertreten. In diesen Organisationen sind 64 verschiedene Ethnien vertreten, unter anderem:
MAIJUNA,SECOYA, BORA, HUITOTO, YAGUA, JEBERO, ACHUAR, KICHWARUNA,WANGURINA, SHIPIBO, CACATAIBO, ASHANINCA, CASHINAHUA,SHARANAHUA, CULINA, AMAHUACA, AMARAKAERI, KECHUAS,AGUARUNA, CHAYAHUITA, COCAMA, COCAMILLA, HUAMBISA, SHAPRA,CANDOSHI, YINE, YAMI MATSIGUENGA, YANESHA., ARASAIRE, TOYOERI,HARAKMBUT, ASHENINCA, NOMATSIGUENGA, ESE- EJA, HUACHIPAERI,OCAINA, TICUNA, URARINA, YAMINAHUA, YORA, NAHUA, MURATU…
Organisationsstruktur AIDESEP:
Was sind Ashaninka und Machiguenga?
Ashaninka und Machiguenga sind indigene Ethnien, die im zentralen Amazonasgebiets Perus, in den Departements Ayacucho, Cusco, Junín, Ucayali und Madre de Dios vertreten sind. Sie gehören der Sprachfamilie der Arawak an.
Ashaninka und Machiguenga waren ursprünglich Nomadenvölker, die auf einem bestimmten Territorium ständig den Wohnort änderten. Seit mehreren Jahre, nicht zuletzt durch den immer stärker werdenden Einfluss westlicher und andiener Kulturen sind die Ashaninka und Machiguenga sesshaft geworden.
Die Ashaninka und Machiguenga gehen der Landwirtschaft nach, die sich in teilweise Brandtrodung, teilweise in einer Art Agroforesting widerspiegelt, bei der sich lediglich der Früchte des Waldes bedient wird, oder aber gar Pflanzen an dafür geeigneten Stellen im Wald gepflanzt werden, ohne die Stellen extra zu roden. Die landwirtschaftlichen Produkte sind zu Großteil Yuca, Bananen, Pituca, Mais, Baumwolle, Camote, Opati.
Die Jagd ist Aufgabe der Männer. Gejagt werden die Tiere des Waldes, wie etwa Gallina del Monte (wilde Waldhühner), Affen, verschiedenste Vögel, Beuteltiere, Tapire, aber auch Schnecken und Käfer stehen auf ihrem Speiseplan. Gejagt wird mit Pfeil und Bogen, manchmal wird auch das Gewehr zur Hilfe genommen.
Auch die Fischfang hat großen Stellenwert bei der Ernährung der Ashaninka und Machiguenga. Gefischt wird mit Netzen, den Händen und sogar mit Pfeil und Bogen.
Bei Krankheit werden Kräuter und verschiedenste Rituale zur Hilfe gezogen. Der Wald dient hierbei als Apotheke. Durchgeführt werden diese medizinischen Ausführungen von so genannten Heiler.
Die Frauen helfen bei der Feldarbeit und sind hauptsächlich verantwortlich für die Webearbeiten. Die traditionelle Tracht der Ashaninka und Machiguenga ist die so genannte Cusma. Diese färben sie in den verschiedensten Farben. Oft sind sie auch gestreift, wobei horizontale Streifen von den Frauen und vertikale Streifen von Männern getragen werden.
Frauen wie auch Männer schmücken sich täglich das Gesicht mit verschiedensten Mustern, die sie mit einer roten Paste aus Achote aufmalen.
Das traditionelle Getränk der Ashaninka und Matchiguenga ist der Mazato. Hierführ wird zunächst Yuca zu einem Brei zerstampft. Anschließend wird violette Camote zerkaut und dann zu der zerkleinerten Yuca dazu gegeben. Dieses Gemisch muss nun noch fermentiert werden, und wird so zu einer Art Bier.
Für den täglichen Gebrauch oder für die Kinder wird jedoch alkoholfreier Mazato verwendet.
Unterschiede zwischen Ashaninka und Machiguenga
Der Hauptunterschied zwischen den beiden Ethnien, die sich äußerlich nicht unterscheiden, ist die Sprache, welche jedoch beide zur Sprachfamilie der Arawak zu zählen sind.
Auch der Lebensraum unterscheidet sich. Während sich die Ashaninka meist in den tief gelegenen Gebieten einer Region niederlassen, siedeln sich Machiguenga auf den Anhöhen der Berge an. So kann es sein, dass, wie in Gebiet des Anapati, in Pangoa nicht unüblich, ein Machiguengadorf auf dem selben Hügel steht, zu dessen Füßen eine Ashanikagemeinde Quartier bezogen hat.
Ein weiterer Unterschied ist die Art Konflikte zu lösen. Während Ashaninka bei Problemen eine dritte außenstehende Person zur Konfliktlösung zur Hilfe ziehen, kann es bei den Machiguenga bei heftigem Streit passieren, dass die betroffene Person die Gemeinde verlässt, in eine andere Gemeinde zieht und die Familie nie wieder besuchen wird.
Freitag, 12. Februar 2010
Abonnieren
Posts (Atom)